Cable & Deadpool
Kein Kabelanschluss unter dieser Nummer
von Fabian Nicieza
Rezension von Stefan Cernohuby
| 17. Dezember 2013
Man nehme zwei völlig unterschiedliche Charaktere, die nicht nur auf emotionaler Ebene miteinander verbunden sind, sondern auch auf eine seltsam technische Weise. Und dann konfrontiert man sie mit immer abstruseren Abenteuern, bei denen sie sich wechselweise retten und töten wollen. So funktioniert die Reihe "Cable & Deadpool", von der jetzt der dritte Band erschienen ist, der den nicht ganz kurzen Untertitel "Kein Kabelanschluss unter dieser Nummer" trägt.
Der futuristische (oder aus der Zukunft stammende) Cable hat mit Hilfe seiner beinahe unbegrenzten Fähigkeiten eine Insel erschaffen, auf der Menschen und Mutanten in Frieden leben sollen - auf sein Geheiß. Als auf dieser Insel jedoch ein Mord geschieht, beginnt Deadpool, dem ohnehin langweilig ist, den Fall in klassischer Trenchcoat-Manier zu untersuchen. Doch schnell wird klar, er selbst hat den Mord begangen und kann sich nicht einmal mehr erinnern. Dafür wird er verbannt. Leider gibt es da eine Episode, in der jemand versucht hat, sich an seinem (ohnehin nicht sonderlich zuverlässigen) Verstand zu vergehen. Deshalb hegt er nicht nur einen Groll gegen Clowns (das tut er ohnehin), sondern will auch Cable töten. Da dieser jedoch nach einem Kampf gegen einen furchtbaren Gegner verschwunden ist, bleibt dem Söldner mit Schnauze nichts anderes übrig, als zwei der jüngsten X-Men zu begleiten, um eine Rettungsmission quer durch Raum und Zeit zu starten. Um Cable anschließend zu töten. Oder?
Eingeleitet werden die Kapitel durch seltsame Monologe oder gar Zitate der Antagonisten aus dem Vorkapitel.
Kann eine bereits seltsame, verwirrende Handlung einer Cable & Deadpool"-Reihe von Band zu Band in all ihren Adjektiven gesteigert werden? Sie kann, das beste Beispiel liegt hier vor uns. Obwohl Deadpool aktuell eher nur einer einzigen inneren Stimme folgt, trifft auf seiner Reise eine seltsame Realität nach der anderen. Apokalypse, Paradies, Maschinenwesen und Baby-Cable sind Stationen auf dem Weg zu einer Wahrheit, die zwar nicht wirklich logisch, aber offenbar trotzdem unbestechlich zu sein scheint. Dabei gibt es nicht nur wie immer Anspielungen auf Comicgeschichte, Prominente, Politiker und Fernsehserien, sondern auch eine ganze Menge Spaß - sogar im Angesicht des Untergangs, des Garten Eden und eines Sinister-Babysitters. Ein großes Lob geht also nicht nur an Autor und Deadpool-Schöpfer Fabian Nicieza, sondern auch an den Übersetzer dieses Machwerks, Michael Strittmatter - mit Extralob. Er hat es zwar nicht geschafft, jede Anspielung und jeden Witz zu übersetzen, sich aber sichtlich Mühe dabei gegeben. Auch die Illustrationen von Patrick Zircher lassen sich sehen und passen hervorragend ins Gesamtkonzept, weswegen man diesen Band einfach nur empfehlen kann. Lediglich jene Comicfans, die Satire und Humor als Hauptbestandteil eines Werks verabscheuen, könnten hiermit in Gefahr geraten, sich eine schwere Magenverstimmung zuzuziehen.
"Kein Kabelanschluss unter dieser Nummer" zeigt, dass Deadpool im dritten Band der Reihe, die eigentlich "Cable & Deadpool" heißt, nicht ohne Verbindungsverlust mit seinem Kontrapart ist. Doch genau das ist der Witz an der Sache, was gemeinsam mit der Handlung für beste Unterhaltung sorgt. Wer Deadpool schon einmal eine Chance gegeben hat, kann das hier wieder tun. Möglicherweise sogar mit einem besseren Ergebnis als beim ersten Mal.
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