Convergence,
Superman
Superman Sonderband: Convergence
von Justin Gray, Fabian Nicieza, Keith Giffen, Louise Simonson, Karl Moline
(Illustrator*in)
Rezension von Gabriel Zupcan
| 08. März 2016
„Convergence“, DCs Mega-Crossover, geht auch an seinem Flaggschiff-Helden Superman nicht spurlos vorbei. Fans des Mannes aus Stahl finden in einem eigenen Supes-Sonderband vier Geschichten aus dem Umfeld der Superman-„Familie“. Doch nicht nur unsere Helden haben hier kryptonische Verbindungen, auch einige der Widersacher.
In Supermans „Convergence“-Sonderband erwarten uns folgende vier Serien: Action Comics (mit Power Girl als Protagonistin), Superboy, Supergirl: Matrix und Superman: Man of Steel (mit großer Betonung auf „Steel“!). Wie man schon bald feststellt, erweist sich dieser Band als eine Zelebration der 90er Jahre. Der Großteil der hier vorgestellten Helden waren in dieser Inkarnation in den Nineties eine große Nummer und wurden seither nicht mehr gesehen. Wer nostalgische Gefühle hat oder historisch recherchieren will, ist hier gut aufgehoben. Aus humanitären Gründen hat uns DC erspart Rob Liefeld, den Zeichner-Superstar der 90er, für eine der Serien heranzuziehen und das Artwork ist durchgehend gut geworden, auch wenn Steels Geschichte in diesem Bereich etwas schwächelt.
Zu Beginn begegnen wir Power Girl, der Frau mit Holz vor der Hütte und schnellen Fäusten. Außerdem ist sie das Supergirl von Erde-2 und ein ziemlicher Bad Ass. Ihre Welt, wo sie spießige Pärchen-Abendessen mit den Kents verbringt wird mit der ungemütlichen Realität von Erde-30 konfrontiert. Auf Erde-30 ist Superman ein Sowjet und muss sich als Stalins rechte Hand unter anderem mit permanenten Attacken durch US-Präsident Lex Luthor umherschlagen. Nachzulesen in Mark Millars genialem „Genosse Superman“ (Red Son). Power Girl trifft alsbald auf ihre Gegnerin, Kommunisten-Wonder Woman, während Luthor versucht in der Zwischenzeit Moskau zu übernehmen. Egal auf welcher Parallelwelt wir uns befinden, manche Menschen ändern sich nie. Die Steilvorlage übernimmt Autor Justin Gray spielend. Alleine bei solchen Szenen wie wenn Stalin Lex Luthor mit einer Knarre bedroht, grinst man über beide Ohren und Convergence spielt seine größten Stärken aus.
Superboy aus den 90ern ist einer dieser Charaktere, die seinerzeit mit ihrem überbetontem Zeitgeist unglaublich genervt haben. Ein Sonnenbrillen-tragender naseweises Cool-Kid der einem Vanilla Ice-Video entstammen könnte und sich hauptsächlich für „die Ladies“ interessiert. Vielleicht denken wir das über bloggende, Smartphone-besessene Charaktere in fünfzehn Jahren auch. Umgekehrt wirkt der Superbengel heutzutage wieder irgendwie witzig. Man war ja nur einmal jung. In seiner Geschichte muss Superboy ausgerechnet den mächtigen Veteranen-Superman aus „Kingdom Come“ bekämpfen. Erfahrung gegen jugendliche Energie – ein klassisches Duell, optisch toll in Szene gesetzt von Karl Moline.
Ebenso jugendlich ist Superboys weiblicher Gegenpart: das Supergirl der 90er Jahre. Deren Hintergrund ist für den modernen Leser mehr als nur wirr, aber in Kurzfassung sei erklärt, dassß es sich bei ihr eigentlich um eine künstliche, formwandelnde Lebensform handelt, die nur die Gestalt, Erinnerungen und die Fähigkeiten von Supergirl (Kara Zor-El) angenommen hat. Übrigens dient sie Lex Luthor, ihrem Erschaffer. In einer sehr wirren Story durch die sich das Matrix-Supergirl stammelt, begegnet sie streitenden Super-Ehepaaren und einem teleportierenden Insektenmenschen. Das ganze ist witzig gedacht und soll wohl diese Ära auf die Schippe nehmen, aber es nervt den Leser wie der langhaarige (!) Lex Luthor mit seiner permanenten Nörgelei Supergirl nervt. Schön gezeichnet (vor allem Matrix blonde Haarpracht) ist es, aber es bleibt mehr als nur Geschmackssache.
Zum Schluss treffen wir auf Steel, den Superman-Imitator in einer Iron Man-artigen Rüstung. Wir vergessen ganz schnell den Film mit Basketballer Shaquille O’Neal und versuchen die Geschichte ernst zu nehmen. Darin muss sich Steel nicht nur einem ganzen Team von Super-Teens stellen (Wildstorms Gen-13!), sondern auch dem Parasit. Gegen diese Übermacht wird er allerdings Hilfe benötigen, denn es sieht nicht gut für ihn aus. Etwas lahm, obwohl aus der Feder von Steel-Miterschafferin Louise Simonson selbst, kämpft sich John Henry Irons durch dieses Szenario.
Supermans Convergence-Sonderband bietet einen starken Einstieg, doch leider geht ihm auf halbem Wege die Superpuste aus. Das liegt in der Natur einer Kurzgeschichtensammlung, selten gelingt es alle Geschichten für jeden Leser ansprechend zu gestalten. Aber das ist auch die Grundessenz des „Convergence“-Crossovers: mehr „Cross-Over“, als das was hier geboten wird, geht nicht.
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