Deadpool Killer-Kollektion
Mörder, Miezen und Moneten
von Fabian Nicieza
Rezension von Stefan Cernohuby
| 11. Dezember 2015
Auch wenn es ein gewisses Orakel anders herum gesehen hat: Alles was ein Ende hat, muss irgendwann einen Anfang gehabt haben. Das gilt auch für schlechte Witze, die Berliner Mauer und Deadpool. Da der keineswegs maulfaule Söldner in letzter Zeit einen ungeahnten Aufschwung erlebt, bleibt wohl nichts anderes übrig, als auch seine ersten im Dunkel der 90er vergrabenen Abenteuer wieder als Tageslicht zu zerren. Daher gibt es nun in der „Deadpool Killer-Kollektion“ Band 1: „Mörder, Miezen und Moneten“.
Wer kann Deadpool schon ernst nehmen? Seine Feinde tun es meistens nicht. Seine spärlichen Freunde ebenfalls nicht und schon gar nicht Personen, die ihm gleichgültig gegenüberstehen. Das ändert sich meistens, wenn es zur direkten Interaktion kommt. Denn dann werden Feinde tot, Freunde potenziell zu Feinden und Unbeteiligte zu Hassern. Meistens wie gesagt. Als er seinen alten Freund Weasel aus Ex-Jugoslawien herausholen will (um einige Informationen über den Verbleib seiner Exfreundin zu erhalten), richtet dieser gleich seine Waffe auf ihn. Nach zahllosen Prügeleien mit (Spoiler!), Waffe X, Juggernaut, Black Tom und zwei Ladies, die er viele Bände später noch einige dutzend Mal töten wird findet er seine Ex-Freundin von Mördern bedroht, die nur Töten, weil es ihnen Spaß macht. Was ihn, der es nur für Geld tut, natürlich moralisch überlegen macht.
Die zweite Geschichte im Band dreht sich hauptsächlich um Familienangelegenheiten der Cassidys - gut und böse. Und um Deadpool, der auf überaus bizarre Art und Weise eine Hand mit im Spiel hat.
Man schlägt den Band auf und findet sich in den 90ern wieder. Der Zeichenstil unverkennbar, die Geschichte gespickt mit Bösewichten aus zweiter und dritter Hand, dabei im Dutzend billiger. Die Handlung selbst ist … beim besten Willen mittelprächtig, aber die Scherze, die Deadpool macht, ringen einem zumindest noch das eine oder andere Lächeln ab. Weitaus amüsanter ist, dass selbst aktuelle Geschichten von Fabian Nicieza immer noch auf diese Anfangswerke Bezug nehmen, beziehungsweise sich über sie lustig machen. Denn natürlich können die Zeichnungen vor einem heutigen Kritiker nicht bestehen. Entweder wirken alle Nebencharaktere gleich oder auf jedem dritten Bild anders. Klischees werden noch weit häufiger bedient als heute und PCs mit Diskettenlaufwerk (A://) sind eher Mangelware. Aber um eine Sammlung mit Deadpool-Schwachsinn vollständig zu haben, muss natürlich auch dieser Band vorhanden sein. Selbst wenn er einen nicht wirklich vom Hocker reißt.
Deadpool war schon immer eine Nervensäge. Auch in seinem ersten Solo-Abenteuer, das jetzt in einer neuen Reihe unter dem Titel „Mörder, Miezen und Moneten“ erschienen ist. Da das Buch aber aus den 90ern stammt, kann man es - obwohl das Bemühen und die schrägen Ideen im Ansatz vorhanden sind - leider nicht mehr ganz mit dem heutigen Standard vergleichen. Es ist daher maximal Durchschnitt. Fans die es noch nicht ihr Eigen nennen, sollten aber trotzdem zugreifen. Man kann nie genug Deadpool haben, oder?
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