Sandman Ouvertüre
Sandman Ouvertüre, Band 1
von Neil Gaiman, J. H. Williams III.
(Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby
| 04. Mai 2015
Nicht immer ist es die beste Idee, wenn Autoren damit beginnen, die Vorgeschichte zu großen Erfolgen zu schreiben. Ob es nun um "Star Wars" geht, "Dune" oder gar die oft kritisierten "Before Watchmen"-Comics. Fakt ist, viele Prequels sind eher mit Skepsis angenommen worden. Doch davon hat sich Neil Gaiman nicht abschrecken lassen, um nach 25 Jahren nochmals ins Universum des "Sandman" zurückzukehren. Wir haben nun den ersten Teil von "Sandman: Ouvertüre" als Rezensionsmuster erhalten. Endlich.
Manchmal kann eine kleine Veränderung große Folgen haben. So oft hat man schon von jenem ominösen Schmetterling gehört, der in der Lage ist das Wetter zu verändern, dabei gerät oft die Tatsache in Vergessenheit, dass es sich dabei um eine Parabel handelt. Doch wenn auch nur ein winziger und mehr oder weniger redundanter Aspekt eines der Bausteine verändert wird, aus denen das Universum besteht, können die Auswirkungen sich ausbreiten wie eine Lawine. So wird Dream von den Ewigen, auch bekannt als Morpheus oder Sandman, aus seinen Pflichten gerissen, um zu einer ungewöhnlichen Versammlung zu gelangen. Einer Versammlung von Aspekten seiner selbst, denn eine seiner verschiedenen Existenzen hat gerade geendet. Eine Sache, derer er sich selbst annehmen muss... in seiner alten und neuen Form. So macht er eine Reise, begleitet von sich selbst in Form einer gewaltigen Katze, findet an einem von allen Göttern verlassenen Ort Verbrecher und ein einsames kleines Mädchen. Doch der Weg, der vor ihm liegt, ist kein einfacher. Nicht nur, dass er sich darauf einstellen muss, dass das Universum enden könnte, er muss vermutlich sogar seinem Vater gegenübertreten...
Im Interview mit Janetts Meinung sagte uns Neil Gaiman, speziell auf "Sandman" bezogen, dass für ihn eine der größten Herausforderungen an das Zurückkehren zu früheren von ihm geschaffenen Universen wäre, dass er für den Leser immer wieder etwas Neues bereithalten wolle - dem Leser quasi ein "Wow"-Erlebnis verschaffen und nichts altes wiederaufkochen wolle. Und er hatte auch recht damit, als er meinte, er könne sich glücklich schätzen mit J. H. Williams III. zusammenzuarbeiten, denn dieser würde das von Haus aus tun. Und ja, es gibt mehr als nur einmal Gänsehaut-Feeling. Ein Wiedersehen mit dem Korinther, eine Begegnung mit dem zukünftigen Ich von Dream und nicht die zuletzt die Ankündigung, seinem Schöpfer gegenübertreten zu wollen - in welcher Form man dies auch immer interpretieren möchte. Auch wenn der Band trotz seines sehr umfangreichen Bonusmaterials sein volles Potenzial nicht ganz ausschöpfen kann, ist der erste Teil der Ouvertüre trotzdem beeindruckend. Ein Ausrufezeichen von Neil Gaiman, dessen Rückkehr in sein früheres Refugium dennoch neu gestaltet ist. Wir können diesen Band nur empfehlen, sind bereits äußerst gespannt auf den nächsten Teil der Reihe. Und wir sind uns sicher, dass uns Neil Gaiman ein weiteres Mal nicht enttäuschen wird.
"Sandman Ouvertüre" ist, wie der Name schon sagt, gewissermaßen die Vorgeschichte der legendären Reihe von Neil Gaiman. Tatsächlich sind Raum, Zeit und Fiktion nicht ganz so linear, wie man sich als normales vierdimensionales Wesen vorstellt. Denn da können Begegnungen und Begebenheiten in einer Vergangenheit tatsächlich zukünftige Ereignisse sein. Egal. Fakt ist, sowohl die Geschichte als auch die Illustrationen von J. H. Williams III. rechtfertigen den Kauf. Mehr als das, "Sandman"-Kenner müssen diesen Band sogar besitzen - Sprache, Erscheinungsjahr und sogar die ursprüngliche Realität sind irrelevant.
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