Coraline

von Neil Gaiman
Rezension von Stefan Cernohuby | 04. April 2009

Coraline

Die verschiedenen Medien im Bereich der Unterhaltung sind häufig über Umwege miteinander verknüpft. Sehr oft werden Romane oder Comics verfilmt; aber manchmal wird auch anlässlich der Verfilmung eines Romans ein Comic zum Film erstellt. So geschehen nun im Fall von Neil Gaimans "Coraline". Kein Wunder eigentlich, wenn man bedenkt, dass Gaiman ja auch für einige der erfolgreichsten Comics aller Zeiten verantwortlich ist. Aber kann der Stoff des Jugendromans auch in illustrierter Form überzeugen?

Coraline ist etwas frustriert. Sie lebt mit ihren Eltern in einem alten Haus, was ja an sich kein Grund zum Ärgern wäre. Denn in alten Gebäuden gibt es viel zu erforschen und es gibt wenig, was Coraline so gern tut, wie auf Entdeckungsreise zu gehen. Aber dann ist das Wetter schlecht, die Nachbarn sprechen ihren Namen immer falsch aus und ihre Eltern haben einfach überhaupt keine Zeit für sie. Zwischendurch hat sie noch seltsame Alpträume, die mit Ratten zu tun haben und lernt eine scheue Katze kennen.
Also langweilt sich das Mädchen. Als sie eines Tages durch eine eigentlich vermauerte Tür einen Weg in eine andere Welt findet, erforscht sie selbige sofort. Sie findet dort ihre Familie wieder, nur ein kleines Bisschen anders. Ihre Mutter und ihr Vater in dieser anderen Welt kümmern sich um sie und lesen ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Und wo wir beim Stichwort Augen sind, hier gibt es eine etwas gruslige Angelegenheit. Denn statt selbigen tragen ihre Eltern angenähte Knöpfe. Und genau das wäre der Preis für die Möglichkeit bei ihnen zu bleiben, sie müsste sich selbst Knöpfe anstatt von Augen annähen lassen. Als sie schockiert ablehnt und in ihre eigene Welt zurückkehrt, sind ihre Eltern spurlos verschwunden. Schon nach kurzer Zeit ist sie sich sicher, dass dies mit ihrer "anderen Mutter" zusammenhängt. Und sie hat Recht. Doch nun steht sie vor einer schwierigen Aufgabe, sie muss ihre eigenen Eltern wiederfinden...

Zweifellos hat jedes der unterschiedlichen Medien Film, Roman und Comic seine Vor- und Nachteile. Viele davon können aber in einer Kombination umgangen werden, die im deutschsprachigen Raum immer noch nicht als eigenes Genre anerkannt wird, nämlich der so genannten "Graphic Novel". Um genau eine solche handelt es sich bei dieser Version von "Coraline". Ein Buch von 177 Seiten wurde auf 200 Seiten umgesetzt, was garantiert, dass nicht allzu viel Inhalt verloren geht. Die Geschichte selbst ist ein wenig naiv, abenteuerlich und auch ein bisschen gruselig. Genau die richtige Mischung hat der im Jahr 2002 entstandene Jugendroman und die aktuelle Adaption in Form einer Graphic Novel steht diesem in nichts nach. Zwar setzt die Geschichte nicht auf Schockeffekte und ekelhafte Szenen, die Grundstimmung ist aber an den richtigen Stellen bedrohlich genug, um über überzeugend zu wirken. Illustrator P. Craig Russel beweist in seiner fünften gemeinsamen Arbeit mit Gaiman, warum ihn dieser als Kollegen schätzt. Somit sind sowohl Graphic Novel als auch Roman ein eher klassisch aufgebautes Werk, die aber trotzdem interessante neue Ideen aufgreifen. Aus diesen Gründen kann die dieses Ergebnis nicht nur jenen empfohlen werden, die schon Buch und Film kennen oder ohnehin bereits mit Neil Gaimans Wirken vertraut sind, sondern auch völligen Quereinsteigern.

Der Graphic Novel "Coraline" gelingt es, wie auch dem Roman, durch Stimmung und Geschichte zu überzeugen. Auch wenn hartgesottene Horror-Leser behaupten könnten, dass dieses Werk keineswegs gruslig ist, sollte man dabei eines berücksichtigen: Es wurde es als Kinderbuch konzipiert. Berücksichtigt man diese Vorgaben, ist das Werk bei weitem nicht nur Fans von Neil Gaiman zu empfehlen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2009
  • Umfang:
    200 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783866078192
  • Preis (D):
    19,95 €

Bewertung

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