Viele Romane beginnen als eine Idee, oder noch besser als Gedankenspiel. Dabei gibt es Autoren, die sich besonders gut auf letztere verstehen. Einer von ihnen ist John Scalzi, bekannt vor allem durch seine "Krieg der Klone"-Reihe. Aus seiner Feder kann man in deutscher Sprache nun den im Heyne-Verlag erschienenen Roman "Agent der Sterne" erwerben, der sich tatsächlich mit einer äußerst gewagten Hypothese auseinandersetzt.
Die Erde ist mit Sicherheit nicht der einzige Planet im Weltall, der bewohnt ist. Diese These vertritt auch Hollywood-Agent Thomas Stein. Doch zu diesem Zeitpunkt ist die Angelegenheit noch rein akademischer Natur und maximal von Bedeutung, weil er einigen seiner Klienten auch Rollen in Science-Fiction-Streifen verschafft hat. Besonders Michelle, die aktuell sein wichtigstes Zugpferd ist. Als sich sein Boss mit einem Spezialauftrag an ihn wendet, denkt er zuerst an nichts böses, bis sich die Natur der Aufgabe offenbart. Er soll eine Alienrasse vertreten, die in ihrer Erscheinung an Gallertklumpen erinnern und dabei wie Exkremente stinken. Er soll eine Möglichkeit finden, wie die Aliens den Menschen ihre friedlichen Absichten demonstrieren können und dabei medienwirksam in Szene gesetzt werden. Das ist natürlich keine einfache Aufgabe. Mit einem Alien namens Joshua entwirft Tom Pläne, die allerdings noch nicht sehr ausgereift sind. Bis sicher herausstellt, welche Fähigkeiten der Außerirdische besitzt. Er ist nicht nur in der Lage, sich in die Gehirne fremder Lebensformen einzuklinken, er kann auch ihre Körper übernehmen - was zuerst im Fall eines Hundes passiert. So hat Thomas noch einen langen und steinigen Weg vor sich, nicht nur wegen seiner Klienten und seiner Assistentin, in die er sich langsam zu verlieben scheint...
John Scalzi kann wahrhaftig verrückte Gedankenspiele zum Leben erwecken. Was wäre, wenn eine absolut ekelhafte Alienspezies einen Agenten engagiert, der sie so repräsentieren soll, dass sie der Menschheit gefallen? Während anderen ein solches gedankliches Konstrukt amüsiert durchdenken, um es anschließend beiseite zu schieben und zu vergessen, hat Scalzi einen Roman daraus gemacht. Einen Roman, zu dem man einiges sagen kann. Er ist amüsant, spannend und wird nicht auf einer einzigen Seite langweilig. Die Charaktere versprühen allesamt bissigen Humor und nehmen die ganze Situation, so prekär sie zum Teil auch zu sein scheint, selbst nicht so richtig ernst. Das ist einerseits eine Schwäche, andererseits eine Stärke des Romans. Gewisse Leser werden schnell auf den Zug aufspringen können und das Buch verschlingen, andere werden glauben, vom Autor verschaukelt zu werden. Denn eines ist der Roman bestimmt nicht, ernsthafte Science-Fiction - soweit man diesen Begriff verwenden kann. Verglichen mit seinen im deutschsprachigen Raum früher erschienenen Werken fehlt "Agent der Sterne" auch ein wenig die Ernsthaftigkeit, die hinter den Witzen schlummert. Insofern kann man den Roman nicht ganz so gut beurteilen, wie seine "Krieg der Klone"-Reihe. Dennoch können Stammleser, die bereits früheren Publikationen von John Scalzi etwas abgewinnen konnten und die seinen Stil mögen, bedenkenlos zugreifen. Denn auch wenn das Werk nicht ganz ernst zu nehmen ist, wird man doch bestens unterhalten.
"Agent der Sterne" ist ein weiteres Werk von John Scalzi, das nun in deutscher Sprache erhältlich ist. Die Hauptattribute, mit denen sich das Buch schmücken kann sind "spannend" und "humorvoll". Da auf diesen beiden Aspekten tatsächlich das Hauptaugenmerk liegt, sollten Leser, die nach "ernster Science-Fiction" suchen, besser nach einem anderen Band greifen. Doch wer nach witziger Unterhaltung sucht, ist hier an der richtigen Adresse.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:01/2010
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Umfang:446 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ASIN:3453526252
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ISBN 13:9783453526259
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Preis (D):8,95 €