Krieg der Klone
Die letzte Einheit
von John Scalzi
Rezension von Stefan Cernohuby
| 28. März 2014
Menschen haben einige erstaunliche Talente. Eines davon ist, nie den Humor zu verlieren. Es kann sein, dass die Welt sich kurz vor der Vernichtung befindet und die ganze Rasse nur einen Schritt vom Abgrund entfernt ist - trotzdem ist noch immer jemand in der Lage dumme Witze zu reißen. Die vielen Romanerfolge des amerikanischen Autors John Scalzi sind unter anderem auf einem starken Fundament, bestehend aus beißendem Sarkasmus und Galgenhumor errichtet.
Im All steht mit der Menschheit nicht mehr alles zum Besten. Nachdem Erde und Koloniale Verteidigungsarmee ihre direkten Beziehungen abgebrochen haben, herrscht nicht nur diplomatische Eiszeit sondern auch eine sehr angespannte Situation. Hatte die KVA den Nachschub ihrer Soldaten bisher aus den alten und sterbenden Erdenbürgern rekrutiert (die in Klonkörper transferiert wurden), steht sie nun ohne neue Rekruten da. Eine unangenehme Situation, da die Sterblichkeit der Soldaten bei etwa 90 Prozent liegt. Daher bleibt den KVA nur eine Chance, um das Überleben der menschlichen Rasse zu sichern: Sie versucht es mit Diplomatie.
Als ein Schiff mit einer Spitzenbotschafterin verschwindet, die eine heikle Situation mit einer fremden Rasse hätte klären sollen, wird kurzerhand ein B-Team, das gerade in der Nähe unterwegs ist, für diesen Job abkommandiert. Unkonventionell, hochgefährlich, aber erfolgreich löst das Team um die bissige Botschafterin Abumwe, den ehemaligen KVA-Soldaten Wilson, seinen Dauer-Adjutanten Schmidt und den dauerfrustrierten weiblichen Raumschiffcaptain Coloma das Problem. So erfolgreich, dass sie von ihren Chefs als Eingreiftruppe für weitere kritische und eigentlich verlorene diplomatische Fälle in Petto gehalten werden - allerdings ohne das selbst zu wissen. Und inmitten ihrer verschiedenen Erlebnisse decken sie Schritt für Schritt einen Plan Unbekannter auf, die offenbar mit aller Macht versuchen, einen Krieg zwischen Erde, KVA und dem zumindest mit der Militärfraktion der Menschen verfeindeten Konklave zu provozieren...
Wer bereits die ersten Romane von John Scalzi aus seinem "Klon"-Universum kennt, weiß, was den Leser dort erwartet. Dazu gehören stets eine Menge Action, eine spannende Handlung sowie Charaktere, die kein Blatt vor den Mund nehmen. Und gerade letzteres bedeutet einen so dicken Anstrich aus Sarkasmus und Ironie, dass man sich auf alles gefasst machen muss. Und auch wenn der Protagonist der meisten Romane hier nur erwähnt wird, wird die Aufgabe markige Sprüche zu bringen erfolgreich von anderen Charakteren übernommen. Auch wenn leider nicht alle lieb gewonnenen Personen den Band überleben, glaubt man am Ende doch, dass es sich hier um keinen Einzelroman handelt, sondern eine Fortsetzung der Ursprungsreihe mit etwas anderer Ausrichtung. Ein Plan, der größtenteils aufgeht. Denn Kritikpunkte gibt es nur wenige. Einerseits möglicherweise die Beinahe-Allmächtigkeit einiger Hauptcharaktere, andererseits die Länge des Werks. Denn mit beinahe 200 Seiten mehr als die meisten anderen Romane des Autors, weißt das Werk trotz nahezu allgegenwärtiger schwarzer Satire doch einige Abschnitte auf, die nicht ganz perfekt gelungen sind. Insgesamt ist das Buch jedoch allen Kennern des Autors sowie allen Fans amüsanter und spannender Science-Fiction nur zu empfehlen.
John Scalzi kehrt mit "Die letzte Einheit" in das Universum seins Bestsellers "Krieg der Klone" zurück. Mit etwas anderer Ausrichtung, aber dennoch ebenso bissigem und sarkastischem Schreibstil kann das Werk fast lückenlos an die früheren Bände anknüpfen. Lediglich einige Kleinigkeiten, die hauptsächlich mit der (Über)Länge des Buchs zu tun haben, verhindern die Bestwertung. Trotzdem können alle Fans des Autors bedenkenlos zugreifen, genauso wie alle Leser die Science-Fiction mögen, die sie nicht zu ernst nimmt.
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