Frontal

von John Scalzi
Rezension von Stefan Cernohuby | 19. Dezember 2018

Frontal

Es gibt viele Zitate, die mit Köpfen zu tun haben. Aber ob es nun darum geht einen kühlen Kopf zu bewahren oder selbigen nicht zu verlieren, sind diese Sprüche bis auf wenige Ausnahmen eher metaphorisch zu verstehen. In John Scalzis neuem Roman „Frontal“ geht es jedoch weniger subtil zu, erlebt man hier doch Gladiatorenkämpfe, bei denen es darum geht, den Gegnern den Kopf abzureißen und damit Tore zu erzielen.

Tatsächlich ist das Spiel Hilketa jedoch nicht ganz so blutrünstig, wie das klingt. Denn es wird mit roboterartigen Maschinen gespielt, die von Menschen ferngesteuert werden. Wobei ferngesteuert in diesem Fall nicht ganz zutrifft, denn die Maschinen werden von sogenannten Hadens pilotiert. Menschen, die durch ein Syndrom in ihrem Körper eingeschlossen sind und nur durch technische Unterstützung mit ihrer Umwelt interagieren können, indem sie ihren Verstand in Threeps transferieren – jene bereits erwähnten Maschinen. Auch FBI-Agent Chris Shane ist ein Haden, jedoch einer der prominentesten überhaupt. Als Sohn von Marcus Shane, einem ehemaligen Sportstar und nunmehrigen Politiker, ist er potenziell einer der reichsten und einflussreichsten Hadens überhaupt. Doch ist es ihm lieber mit seiner streitbaren Partnerin Vann Verbrechen nachzugehen, als sich in wirtschaftliche und politische Intrigen seiner Familie zu verstricken? Als einer der Hilketa-Spieler mitten während eines Turniers, bei dem seinem Threep mehrfach der Kopf abgerissen wird und verstirbt, stellen die beiden Nachforschungen an. Und tatsächlich stoßen sie auf einen Fall voller Betrug, Eifersucht, Mord und einen wilden Kuddelmuddel aus Investitionen und zugehörigen Anwälten.

Kenner wissen schon durch die Beschreibung, dass es sich hierbei um die Fortsetzung von „Das Syndrom“ handelt, wo Agent Chris Shane zum ersten Mal seinen Auftritt hatte. Und so wie alle Romane von John Scalzi setzt auch „Frontal“ auf flotte Sprüche, Action und Humor. Zumindest letzteres kann man dem Titel des Romans nur unfreiwillig zugestehen, heißt das Werk im Original doch „Head On“, was mehr als nur doppeldeutig hinsichtlich des vorkommenden Spiels Hilketa ist. Etwas, das in der Übersetzung leider verloren geht. Aber auch die Handlung des Romans kann nicht völlig überzeugen. Während der Beginn wie üblich bei Scalzi tempogeladen und amüsant ist, zieht sich der Mittelteil leider etwas dahin. Selbst etliche Todesfälle, Haden-Begeisterung für eine Katze und verschiedene Verhöre reichen hier nicht aus, um die zwischenzeitliche Schwächeperiode des Romans auszugleichen. Zwar zünden gegen Ende die Gags wieder besser und auch die Auflösung der Geschichte überzeugt, dennoch ist das Werk schwächer als der direkte Vorgänger. Etwas, das der Autor indirekt auch im Nachwort andeutet, in dem er erklärt, dass ihm das Schreiben aufgrund äußerer Umstände schwerer gefallen ist. Das ist zwar schade, aber der Roman ist dennoch empfehlenswert.

„Frontal“ ist der aktuelle Roman von John Scalzi, der in der gleichen Welt angesiedelt ist, wie „Das Syndrom“. Es gibt darüber hinaus auch ein Wiedersehen mit einigen liebgewonnenen Charakteren und ein Feuerwerk aus Action, flapsigen Sprüchen und Situationskomik. Leider hat die Handlung einen kleinen Durchhänger im Mittelteil, was aber auch der einzige Grund ist, warum das Werk nicht jene Bewertung erreicht wie sein Vorgänger. Fans sollten den Roman trotzdem nicht verpassen, denn wo John Scalzi draufsteht, gibt es immer etwas zu lachen.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    Head On
  • Verlag:
  • Erschienen:
    10/2018
  • Umfang:
    368 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783596299799
  • Preis (D):
    14,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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