Krieg der Klone
Zwischen den Sternen
von John Scalzi
Rezension von Stefan Cernohuby
| 27. Mai 2009
Versprechen sind für viele etwas Heiliges, das nicht angetastet werden sollte. Ein gebrochenes Versprechen ist somit oft ein Vertrauensbruch und wird auch genauso aufgefasst. Manchmal aber ist man froh, wenn jemand sich nicht an das hält, was man sagt. So auch im Fall des Autors John Scalzi, der eigentlich für längere Zeit dem Universum seines Erfolgsromans "Krieg der Klone" den Rücken kehren wollte. Doch offensichtlich ist es doch anders gekommen.
In einer fernen Zukunft machen sich John Perry und seine Frau Jane auf, um für die Koloniale Union als Leiter einer neuen Kolonie zu fungieren. Mit ihnen kommt auch Zoë Boutin, die sie vor Jahren adoptiert haben. Doch Zoë ist kein gewöhnlicher Teenager, obwohl sie sich gerade im richtigen Alter befindet. Sie selbst ist Teil eines Friedensabkommens zwischen den Menschen und den Obin. Für letztere stellt Zoë beinahe eine religiöse Gestalt dar, hat ihr (richtiger) Vater der Rasse der Außerirdisches tatsächliches Bewusstsein verschafft, etwas was die Rasse vorher nicht besaß. So ist sie stets in Begleitung der beiden Obin Hickory und Dickory unterwegs, die gleichzeitig als ihre Leibwächter und Chronisten fungieren.
Als sie ihre erste Liebe inmitten einer großen Katastrophe kennen lernt, nämlich dem Aufbau einer Kolonie nahezu ohne technische Mittel, zeichnet sich ab, dass ihr Leben noch ungewöhnlicheren Bahnen folgen wird. Obwohl sie eigentlich auch normale Freundinnen hat, wie zum Beispiel die junge Rebecca, sind der Kontakt mit Außerirdischen, einem Alien-General namens Gau und einer überlegene Rasse von Überwesen sind nur Stationen auf einer gefährlichen Reise...
Wem diese Geschichte nun bekannt vorkommen mag, der irrt nicht. Es handelt sich tatsächlich um die gleiche Erzählung, wie in "Die letzte Kolonie", nur aus einer völlig anderen Perspektive, nämlich jener der jungen Zoë Boutin. Dies ändert allerdings wenig am Schreibstil. Genauso sarkastisch, pointiert und unterhaltsam wie die Vorgänger - beziehungsweise gleichzeitigen Bände - präsentiert sich auch "Zwischen den Sternen", dessen Originaltitel allerdings "Zoe´s Tale" lautet. Obwohl wie erwähnt die gleiche Geschichte zum zweiten Mal erwählt wird, müssen die Leser nicht auf neue Abenteuer verzichten, denn von selbigen erlebt Zoë genügend. Interessant ist vor allem, dass in "Die letzte Kolonie" von John und Jane zahlreiche wichtige Heldentaten durchgeführt wurden, die hier allerdings nur Randereignisse sind und auch nur so erwähnt werden, so wie es umgekehrt auch bei Zoë im anderen Roman der Fall war. Manche kritische Leser werden trotzdem ins Feld führen, dass es einfallslos und Geldmacherei wäre, das gleiche Buch noch einmal zu schreiben. Diesbezüglich muss man allerdings feststellen, dass sich John Scalzi die Sache keineswegs einfach gemacht hat. Zudem entwickelt sich die Erzählung durch die andere Perspektive tatsächlich völlig anders. Dementsprechend ist das Buch nicht weniger empfehlenswert als die drei früher erschienenen Romane oder auch der gleichzeitig angesiedelte direkte Vorgänger. John Scalzi hat ein Gespür dafür, wie er seine Werke gestalten muss, damit sie dem Leser zusagen.
"Zwischen den Sternen" ist einerseits ein neuer Roman im "Krieg der Klone"-Universum von John Scalzi, andererseits erzählt er die gleiche Geschichte wie "Die letzte Kolonie" aus einer anderen Perspektive. Aber sicherlich vorhandenen Kritikerstimmen zum Trotz ist das Wagnis diesen Roman zu schreiben gelungen und selbiger kann allen Fans des Autors und guter Science-Fiction nur empfohlen werden.
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