Jedem aufmerksamen Zuseher historischer Science-Fiction ist bestimmt schon aufgefallen, dass gewissen Nebencharakteren nur Kurzauftritte zugestanden werden. Kaum wird es brenzlig, muss einer von ihnen daran glauben. Auch John Scalzi ist dieses Prinzip bewusst geworden und hat es in Form eines Romans aufgearbeitet, der den Titel "Redshirts" trägt. Ein Werk, das wir uns genauer ansehen wollen.
Fähnrich Andy Dahl hat all seine Kontakte ausgenutzt, um auf die Intrepid versetzt zu werden, das Flaggschiff der Universalen Union. Das gewaltige Forschungsschiff leistet dort Pionierarbeit, wo noch nie ein anderes Raumschiff war, erforscht neue Welten, löst diplomatische Probleme und wird in Kämpfe verwickelt. Kurz gesagt, jenes Schiff, das immer dort ist, wo es Neuland zu betreten gibt.
Allerdings hat Andy nicht damit gerechnet, wie das Leben an Bord der Intrepid funktioniert. Stets versuchen alle einfachen Mitglieder der Besatzung zu vermeiden, den Führungsoffizieren zu begegnen. Unter anderem auch deshalb, weil bei so gut wie jeder Mission zumindest ein Fähnrich sein Leben lassen muss. Andy beginnt Nachforschungen durchzuführen, während er mit Müh und Not Außenmission um Außenmission überlebt. Als ein offenkundig verwirrtes Besatzungsmitglied eine gewagte Theorie äußert, zeichnet sich ab, dass eine Reise durch die Zeit unabdingbar ist. Denn diese Hypothese sagt aus, dass sie möglicherweise nur Charaktere einer Fernsehserie sind - genauso wie in einem fiktiven Raumschiff namens "Enterprise".
Nach der eigentlichen Handlung des Buchs gibt es noch drei unterschiedliche Perspektiven auf die vergangenen Ereignisse - gewissermaßen ein Metaplot im Metaplot.
Es ist schwierig einen Roman zu schreiben, der auf den Gegebenheiten eines anderen und bereits existierenden Universums aufsetzt. Doch Kenner können sagen, dass sich die Klischees, denen sich Scalzi bedient, definitiv in der klassischen "Star Trek"-Reihe wiederfinden. Dass sich der große Teil des Inhalts auf diese Serie bezieht und dass sich der Rest des Buchs - also die Geschichte nach der Geschichte und die Geschichte über die Geschichte in der Geschichte - eher an Autoren richtet als an "normale" Leser, könnte definitiv ein Hindernis für eine große Zahl der Leser sein, denen sowohl "Star Trek", als auch die Perspektive eines Schriftstellers nicht vertraut sind. Tatsächlich machen diese beiden Aspekte einen Großteil des Reizes des Romans aus. Auch die unterschiedlichen Ebenen, zum Beispiel die Feststellung des Protagonisten, dass "außerhalb" des Films noch ein weiteres Medium existiert, ist definitiv ein gewagtes Stilmittel. Vieles von dem, wie man das Buch betrachtet hat mit dem persönlichen Geschmack des Lesers und dessen Hintergrund zu tun. In unserem Fall sind jedoch die Haupterfordernisse erfüllt, um dieses Buch "mögen zu können". Und dementsprechend gut fällt auch die Kritik aus. Kenner des Autors und des Genres werden mit dem Buch viele Freunde haben. Alle anderen potenziellen Leser sollten überlegen, ob sie bereit sind, knapp 14 Euro zu investieren.
"Redshirts" ist der neueste Roman von John Scalzi, der sich in erster Linie um Klischees aus Star Trek dreht, die im Rahmen eines aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Dieser Inhalt ist gleichzeitig die Stärke wie auch die Schwäche des Romans. Denn die Inhalte und auch ihre Ausprägung mögen zwar für einen Teil der Leserschaft genial wirken, bei anderen jedoch auf völliges Unverständnis treffen. Insofern sollte man im Vorfeld überlegen, wie nah man sich der behandelten Materie fühlt. Wenn dies der Fall ist, spricht absolut nichts gegen ein sehr unterhaltsames und witziges, wenngleich nicht gerade billiges Werk.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:11/2012
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Umfang:432 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ASIN:3453529952
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ISBN 13:9783453529953
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Preis (D):15,99 €