Des Teufels Gebetbuch
von Markus Heitz
Rezension von Stefan Cernohuby
| 09. April 2017
Mache sagen, der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Andere behaupten, es wären in Wahrheit Vertreter. Aus Sicht der Kirche gibt es tatsächlich viele unterschiedliche Möglichkeiten, die Hölle zu erreichen. Denn das entscheidet sich schon aufgrund der Taten zu Lebzeiten. Und schon sehr früh wusste die Kirche eines: Ein sicherer Weg in die Hölle ist beispielsweise des Teufels Gebetbuch. Und darüber weiß auch Markus Heitz einiges zu berichten.
Was ist des Teufels Gebetbuch?
Die Geschichte beginnt, wie immer bei Markus Heitz, rasant und tödlich. Nach dem obligatorischen Anfangskapitel begibt man sich zuerst in der Zeit zurück ins Jahr 1768, in dem ein begabter junger Kupferstecher namens Bastian Kirchner eine Anstellung in einer großen Leipziger Druckerei erhält. Der Eigentümer hat dabei große Ambitionen auch die Fähigkeiten des gebürtigen Altenburgers im Spielkartenmachen zu testen. Als sich Kirchner daraufhin in Auerbachs Keller mit Goethe und anderen Zeitgenossen trifft, hat man eine erste Ahnung, welche Richtung die Geschichte nehmen wird.
Tadeus Boch wäre so etwas wie ein trockener Alkoholiker, wenn er denn früher Alkoholiker gewesen wäre. Tatsächlich war er weit mehr als das und vor allem professioneller Pokerspieler. In einer Vergangenheit, an die er sich kaum erinnern kann, hat er mindestens zehn Fremdsprachen gelernt und man kennt ihn nahezu überall – nur er selbst kennt kaum jemanden. Durch Zufall wird er sowohl Zeuge des Ausgangs einer tödlichen Partie Supérieur als auch einer jungen, asiatischen Dame namens Poe, die sich offenbar für den Tod ihres Mannes an der Betreiberin des Etablissements rächen will. Und dabei findet auch eine historische Spielkarte zu ihm. Eine Karte mit übernatürlichen Eigenschaften. Als jemand die Karte an sich bringen möchte, wird klar, dass es hier um mehrere Sammler geht, die offenbar ein uraltes historisches Kartenset an sich bringen wollen. Des Teufels Gebetbuch.
Bekanntes, Geheimnisvolles und Erfundenes
Markus Heitz mag es sichtlich, seine Charaktere auf die Probe zu stellen. Denn Tadeus Boch, der sich selbst für einen geläuterten Spieler hält, wird mehrfach in Versuchung geführt, sein früheres Handwerk wieder aufzunehmen. Und so viel darf man verraten, ohne Spielkarten in seiner Hand wird dieses Buch nicht enden.
Viele der auftretenden Personen offenbaren im Laufe der Geschichte das eine oder andere Talent, einige davon sind definitiv übersinnlich. Manchmal fragt man sich als Leser, wo wohl der Teufel seine Hand im Spiel hatte. Denn es gibt viele bekannte Elemente. Zitate aus Goethes Faust, den großen Dichter selbst und sogar Auersbachs Keller. Da kann man kaum erwarten, jenen Teil der Kraft auftreten zu sehen, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Man wird diesbezüglich nicht enttäuscht.
Angedeutet werden auch geheimnisvolle Verwandte und Vorfahren verschiedener Personen, die nicht in jeder Hinsicht aufgedeckt werden. Man glaubt aber hier einige Andeutungen zu anderen Werken von Markus Heitz zu entdecken.
In jedem Fall erweist sich „Des Teufels Gebetbuch“ keineswegs als Buch, das nur Fans von Kartenspielen wie Poker oder Black Jack zu gefallen weiß. Man merkt einfach, dass der Autor viel in die Recherche investiert hat, was auch am Ende in ausgearbeiteter Form präsentiert wird. Auch Liebhaber düsterer Phantastik und Fans von Markus Heitz werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Sie haben sogar die Chance, ein vom Autor erfundenes Kartenspiel auszuprobieren, denn auch die Regeln von Supérieur finden sich im Buch. Es empfiehlt sich nur, es nicht nach den 1910er-Regeln zu spielen. Denn dann sieht man das Pik-Ass (The Ace of Spaces) mit Sicherheit mit anderen Augen.
„Des Teufels Gebetbuch“ ist ein Roman von Markus Heitz, der nicht so deutlich mit anderen Werken verknüpft ist, wie man das von ihm gewohnt ist. Doch das tut dem Buch gut. Eine Handlung, die sowohl eine historische Schiene im 18. Jahrhundert bedient als auch die Abenteuer eines Ex-Spielers mit der angemessenen Prise dunkler Mystik erzählt, machen das Werk zu einer Empfehlung, die man an alle Phantastikfans richten kann. Hier wurden neue Wege beschritten, denen man als Leser gerne folgt.
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