Deadpool
Deadpool killt Deadpool
von Cullen Bunn
Rezension von Stefan Cernohuby
| 28. April 2014
Gerade im Marvel-Universum haben Bände Tradition, in denen ein einzelner Held oder Schurke das ganze Universum tötet - oder besser gesagt, die wichtigsten Charaktere. Was aber würde eine ohnehin ein wenig verquerte Persönlichkeit tun, wenn sie erfährt, dass eine andere Version ihrer selbst begonnen hat, alle alternativen Varianten von sich - also ihr - zu töten? Eine Frage die man nur beantworten kann, indem man sich den neuen Comicband "Deadpool killt Deadpool" näher ansieht.
Seit einiger Zeit geistert eine Truppe durch die unterschiedlichen Marvel-Universen, die aus alternativen Deadpools besteht und deren Anführer der "echte" Deadpool ist - zumindest meistens. Als ein "böser" Deadpool glaubt, Fiktion zu sein und dadurch auch gleichzeitig der Schöpfer des Universums, beschließt er, alle Deadpools im Multiversum zu töten. Er beginnt damit das Deadpool-Corps zu reduzieren und zieht sich dadurch natürlich die Feindschaft Deadpools zu. Dieser mag es gar nicht, wenn seine Freunde getötet werden. Doch diesmal stehen nicht nur seine Getreuen zu ihm, sondern auch ein Beobachter-Fanboy. Ob das aber genug ist, um einen Deadpool mit Messiaskomplex, Todeswunsch, auf der Suche nach Liebe zu bezwingen, darf getrost bezweifelt werden. Denn dazu benötigt man etwas ganz anderes...
Eine zweite im Band enthaltene Geschichte behandelt ein Motorradrennen, bei dem sein Hauptgegner der Marvel-Meister der fernöstlichen Kampfsportarten ist: Shang-Chi! Kein Wunder, dass das ohnehin skurrile Rennen mit den überaus seltsamen Gegnern dadurch auf ein völlig neues Level der Absurdität gehoben wird.
Deadpool verspricht schon im Normalfall Chaos, sinnlose Gewalt, dumme Sprüche und zahlreiche Anspielungen darauf, dass der Protagonist seine Realität nicht als solche wahrnimmt, sondern sich selbst als seltsamen (Comic)-Charakter betrachtet. In einem Band, in dem jedoch unzählige Varianten von Deadpools vorkommen - unter anderem als Venompool, Deadpool the Duck und Galactipool -, wird das ganze nochmals übersteigert. Zu sehr? Nun, so viel kann zumindest verraten werden, an manchen Stellen ja. Dennoch kommt man nicht umhin zu bemerken, dass dies für dieses Werk ja auch beabsichtigt war. Insofern kann man dem Band trotz allem eine Wertung ausstellen, die überdurchschnittlich ist. Denn wer den Mut hat, so viel Schwachsinn zwischen zwei (Softcover-)Buchdeckel zu bringen, dem sollte man auch Respekt zukommen lassen. Deadpool-Fans können auf jeden Fall beruhigt zugreifen. Sie werden mit Sicherheit bekommen, was sie erwarten.
"Deadpool killt Deadpool" beinhaltet wie jeder Deadpool bissigen Humor, sinnfreie Dialoge, eine gewalttätige und bluttriefende Pseudo-Handlung und in diesem Fall einen ganzen Haufen toter Deadpools. Wer sich mit diesen Prämissen zufrieden geben kann oder für wen diese Inhalte die eigenen Erwartungen sogar übertreffen, wird mit dem Band viel Freude haben. Wer Deadpool nicht kennt und mehr oder weniger "ernsthafte" Comics bevorzugt, wird dieses Werk für das Erzeugnis eines blutrünstigen Wahnsinnigen halten. Ein Grund mehr, es zu kaufen, oder?
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