Batman

Joker: Killer Smile

von Jeff Lemire, Andrea Sorrentino, Jordie Bellaire
Rezension von Gabriel Zupcan | 15. April 2021

Joker: Killer Smile

Ein weiterer Comic, der die Coulrophobie des Lesers steigern soll. Am Cover grinst einem alptraumhaft der Clownprinz des Mordes entgegen, der Name „Killer Smile“ ist Programm. Im Inneren erwarten uns Irrenanstalten, (absichtlich) schlechte Scherze und mörderische Spaßmacher.

Was macht die Faszination des Jokers als Figur aus? Es ist zu einem Teil die über den Haufen geworfene Erwartungshaltung. Jemand der unterhalten soll, ein Clown in bunter Kleidung ist in Wirklichkeit ein Wolf im Schafspelz und eigentlich ein unvorhersehbarer und gnadenloser Killer. Das Sinistre, das mit einem bösen Grinsen einhergeht. Die Gesichtsausdrücke des Jokers, die klar machen, dass er keinesfalls etwas Lustiges im Schilde führt, sondern Mord und Totschlag, angetrieben von einem krankhaften Wahn. Zweifellos ist er einer der berühmtesten Bösewichte in DC Comics und sein Einschlag in die Popkultur kommt dem gestandener Superhelden mittlerweile wohl sehr nahe. Eine rund um den Joker aufgebaute Gruselhorror-Psycho-Graphic Novel ist also genau das richtige, um die Fans solcher finsterer Erzählungen hervorzulocken. DC Comics hat in diesem Fall das Medium des Black Label gewählt, das sich nicht nur auf Graphic Novels spezialisiert hat, sondern auch darauf, dass diese auf ein „reifes“ Publikum abzielen. Das hier ist kein Kinderkram…
„Killer Smile“ kommt wie die meisten Black Labels als Album daher und besticht durch seine auffällig-spektakuläre Aufmachung mit einer riesigen Jokerfratze. Viele werden den Band alleine wegen des Covers kaufen, denn er macht sich unheimlich gut im Regal. HA-HA-HA! Auch im Inneren besticht „Killer Smile“ mit einer auffälligen Optik. Künstler Andrea Sorrentino werden sich noch einige vom Neustart von „Green Arrow“ gemerkt haben, der seinerzeit dann die Fernsehserie „Arrow“ auslösen sollte. Sorrentinos realistische, an Stroboskop-Technik erinnernde Zeichnungen wirken wie wenn Ralph Bakshi einen Joker-Film realisiert hätte. Irreal und zutiefst real gleichzeitig. Der Joker ist ein gefährlich aussehender Mann mit Kurzhaarfrisur. Bleich und grün ist er noch, aber weder ein abstruses Kinn, noch überdimensionale Zähne lassen ihn cartoonesk wirken. Stattdessen erinnert er an eine kühle Performance von Paul Bettany (Vision aus dem MCU) als Joker. Der wahre Protagonist der Geschichte ist jedoch Dr. Ben Arnell. Ein weiterer ehrgeiziger Psychiater, der versucht den Joker zu analysieren und zu heilen. In Hannibal Lecter-artigen Interviews konfrontiert er sich selbst mit dem Horror der vor ihm sitzt. Und dieser Schrecken lässt ihn nicht mehr los, und er nimmt ihn mit nach Hause…

Insgesamt ist die Geschichte um den Psychiater, der den Joker heilen will, nicht nur nicht neu, es ist eine der archetypischsten Geschichten rund um den Joker. Der Joker konfrontiert jemanden, den er zerstören will (meistens jemand mitten in der „heilen Welt“ und bei vollem Verstand) mit Psychoterror und sieht zu wie diese Person bricht – oder in seltenen Fällen widerstehen kann. Ein Amalgam aus „The Killing Joke“ und Harley Quinns Hintergrundgeschichte. Das ist alles recht vorhersehbar und bietet wenig Neues. Daran ändern auch die Passagen im Epilog nicht, die surreale Szenen aneinanderreihen, wo Realität und Wahn verschwimmen. Was ist tatsächlich passiert? Ist es alles nur Einbildung? Auch das kennt man aus Szenen mit dem Angstgas von Scarecrow, und es ist nicht wirklich überraschend. An „Killer Smile“ ist es aber weniger das „was“ als das „wie“. Die Umsetzung ist famos gestaltet. Grafisch faszinierend gleitet man in die dunkle Welt der Psyche von Mördern. Die Angst ist spürbar. Schockeffekte beim Umblättern lassen einen kalte Schauer über den Rücken laufen. Urplötzlich findet man sich in einem blutigen Kinderbuch wieder… Andrea Sorrentino ist der Star, dem Jeff Lemire die Gelegenheit gibt zu glänzen.

Kein Meisterwerk, wie man es sich bei dieser Hochglanzverpackung erhoffen würde, aber solider Joker-Thrill. Grafisch einzigartig, kann man „Killer Smile“ als Fan von Bat-Gothicness einfach nicht ignorieren. Bitte bei der Bewertung einen Stern hinzuaddieren, sollte man es mehr als Bildband verstehen, denn als Novelle.

Details

Bewertung

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