Judastöchter
von Markus Heitz
Rezension von Stefan Cernohuby
| 05. Februar 2011
Wenn es früher um Sippenhaftung gegangen ist, wurde nicht davor zurückgeschreckt, Nachfahren bis in die vierte oder fünfte Generation zu belangen. Doch klassischerweise richtete man seine Wut oder Rache meist nur gegen männliche Nachfahren, die das Geschlecht weiterführten. Im Fall von Markus Heitz´ Roman Judastöchter" liegt die Sache allerdings etwas anders. Denn hier gibt es nur noch zwei lebende Personen einer Blutlinie...
Theresia "Sia" Sarkowitz ist ein Kind des Judas. Genauer gesagt ist sie Vampirin einer bestimmten Art und hat einen Fluch an ihre menschlichen Nachkommen vererbt. Jeder von ihnen ist in Gefahr, nach dem Tod als Vampir wieder zu erwachen. Ein Schicksal, dass sie den meisten ersparen konnte und den anderen mit Gewalt angedeihen ließ.
Normalerweise hat sich sie dabei von ihren Nachfahren fernhalten können, doch im Fall von Emma und Elena Karkow ist ihr das nicht gelungen. So wurde Emma durch den Angriff eines Vampirs beinahe getötet. Während Sia noch überlegt, wie sie ihre Familie am Besten schützen kann, intervenieren Unbekannte und bringen ihr Leben erneut durcheinander. So werden nicht nur beide Angehörige entführt, sie soll darüber hinaus in Irland 40 Wandelwesen töten, damit man die beiden ungeschoren lässt. Sia tut sich mit dem Wandelwesenjäger Eric von Kastell zusammen, der einigen treuen Lesern bestimmt ein Begriff ist. Mit vielen Pferdestärken, Brutalität, Feuerkraft und Kampfgeschick entvölkern sich ganze Landstriche auf der grünen Insel beinahe im Alleingang. Und doch gibt es zwei höhere Instanzen, die immer mehr in die Ereignisse verwickelt werden. Zum einen ist da der Ard Rí, der Hochkönig der irischen Wandler, zum anderen die legendären irischen Hochvampire...
Blut ist selbst bei einer Vorfahrin, die selbst Blut trinken muss wie Wasser, dicker als Wasser. Problematischerweise wirkt sich das sehr negativ auf noch lebende und nicht untote Verwandte aus. Markus Heitz hat einerseits mit Familienbanden gespielt, nicht nur im Bezug auf Sia, zum anderen mit den Erwartungen des Lesers. Geschickt ist es dem Autor gelungen, letzteren an der einen oder anderen Stelle an der Nase herumzuführen und dann mit einer abgebrühten Wendung zu überraschen. Dies macht die Stärke des Romans aus. Denn abgesehen von einer Menge kurzweiliger Action, einem dämonisch-vampirisch-erotischen Knistern in der Luft, bei dem aber auch der Wunsch nach einer Mahlzeit beteiligt ist, kann man die Inhalte nicht mehr unbedingt als übertrieben innovativ und neu bezeichnen. Zwar ist es auch toll zu sehen, dass Heitz seine selbst erschaffene Welt an Dichte gewinnen lässt und Charaktere aus unterschiedlichen Reihen gemeinsam auf den Plan treten lässt, das allein ist aber noch kein Grund, den Roman zu lesen. Die Mischung macht es jedoch aus, und aus der eher mittelprächtigen Komposition wird auch dank des hervorragenden Erzählstils ein guter Roman, der keinen Fan von Markus Heitz enttäuschen wird. Ob es eine Fortsetzung geben wird, lässt der Autor offen, mit einem kleinen Zusatz: Wenn, dann eher später.
Judastöchter" ist der dritte Roman von Markus Heitz, der sich um die Vampirin Sia dreht. Fürs erste beendet er auch den Handlungsbogen und lässt die weitere Zukunft von Charakteren und Hintergrund offen. Obwohl die Handlung nicht unbedingt zum Besten gehört, was der Autor bisher geschrieben hat, gelingt es ihm durch einige überraschende Wendungen, die Einbringung einiger Bekannten aus einer anderen Reihe und nicht zuletzt einer Menge Action, das Buch zu retten. So ist es zwar immer noch kein Meisterwerk, aber trotzdem ein leidlich unterhaltsamer Roman. Alle Fans dürfen bedenkenlos zugreifen.
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