Totenblick
von Markus Heitz
Rezension von Stefan Cernohuby
| 02. Dezember 2013
Es gibt immer Momente im Leben, in denen man sich dazu entscheiden kann, weiterzumachen wie immer oder doch etwas anders zu versuchen. Hier gilt es die Möglichkeiten gegenüber den Risiken abzuwägen, denn nicht immer ist ein Richtungswechsel von Erfolg gekrönt. Auch Markus Heitz hat ein weiteres Experiment gewagt und mit seinem neuen Roman "Totenblick" einen waschechten Thriller (beinahe) ohne fantastische Elemente vorgelegt. Wir sind gespannt.
Ares Löwenstein ist vieles. Er ist Schauspieler, Personal Trainer, mehrfach geschieden und mehrfacher Vater. Und er hat eine Menge Vergangenheit, die alles andere als blütenrein war. Heute ist er zwar ein anderer Mensch, hat aber noch immer Kontakte zu den Leuten aus seiner Vergangenheit. Und diese werden auch notwendig, als er über mehrere unterschiedliche Bekannte in eine Mordserie involviert wird. Einerseits wird er gebeten, für einen Fall mutmaßlicher Entführung als Geldbote zu fungieren, andererseits wird er von seinem Freund Kriminalhauptkommissar Rhode davon in Kenntnis gesetzt, dass es sich leider um keine Entführung, sondern vielmehr um das Werk eines Verrückten handelt. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, Morde als Replikationen historischer Malereien darzustellen - nur eben in Realform. Darüber hinaus präpariert er die Augen der Opfer und tötet jeweils die Person, die dem "Totenblick" der Leiche zuerst ausgesetzt war. Doch dem Täter ist das nicht genug, so brüstet er sich mit seinen Taten im Internet und hinterlässt sogar Hinweise für die Polizei. Nachdem der Mörder jedoch auch Polizisten in seine Untaten mit einbezieht, wird die Sache ziemlich schnell sehr persönlich. Und letztendlich läuft alles auf einen Wettlauf mit der Zeit hinaus, bei dem es nicht nur um Inszenierung eines Bilds, sondern auch um das eigene Leben geht. So muss sowohl dämonische Vergangenheit reaktiviert werden, als auch die Arbeit eines Bestatters namens Korff in Anspruch genommen werden.
Auch wenn Markus Heitz mit seinem Roman "Totenblick" einen ersten Thriller abliefert, muss man danach eines augenzwinkernd feststellen: So ganz ohne Phantastik geht es bei ihm doch nicht. Denn Heitz-Kenner treffen sehr schnell im Buch auf Konstantin Korff, den Protagonisten aus seinem Roman "Oneiros". Davon aber einmal abgesehen ist der Roman spannend, abwechslungsreich und gut recherchiert. Darüber hinaus zeigt der Autor wie immer keine Scheu davor, auch etablierte Charaktere von einer Sekunde auf die andere zu eliminieren - und in diesem Fall sogar in künstlerischer Hinsicht weiter zu verarbeiten. Obwohl man Ares Löwenstein als Protagonisten mit vielen Ecken und Kanten samt seinem weichen inneren Kern zu schätzen weiß, hatte er eigentlich einige Anzeichen dafür, ein Übercharakter zu sein. Doch glücklicherweise besinnt sich Markus Heitz darauf, dass in der Realität niemand Superkräfte hat und jeder seine Schwächen. So gelingt nicht einmal dem designierten Helden alles. Und diese Mischung ist überaus positiv. Insgesamt ist "Totenblick" zwar nicht ganz das Thriller-Highlight des Jahres, muss sich vor anderen Top-Erscheinungen des Jahres keineswegs verstecken. Man kann dem Autor durchaus zutrauen, weitere Romane in diesem Genre anzusiedeln. Aber wer weiß, was nach Fantasy, Science-Fiction und Thriller als nächstes an der Reihe ist. Vielleicht ein historischer Roman?
Auch wenn "Totenblick" der erste Thriller von Markus Heitz ist, hat dieser schon sehr viel Erfahrung darin, Spannung, aufreibende Situationen und verzweifelte Wettläufe um die Zeit zu skizzieren. So kann man ihm, abgesehen von einem winzigen Hauch Phantastik, den er doch eingebracht hat, keine Versäumnisse gegenüber dem Genre vorweisen. So werden Kenner und Thrillerfans gleichermaßen auf ihre Kosten kommen.
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