Deadpool
Sündenfall
von Gerry Duggan, Brian Posehn
Rezension von Stefan Cernohuby
| 08. August 2016
Manche Charaktere kann man schon anhand ihres Äußeren nicht mit Edelsteinen vergleichen. Doch auch eine Zwiebel beschreibt bestimmte Persönlichkeiten trotz ihrer Vielschichtigkeit nur ungenügend. Denn im Fall von Deadpool wären die Schichten nicht nur sehr unterschiedlich – auch vom Verrottungsgrad her –, sie könnten einander niemals so seltsam überlappen. Und doch werden in „Sündenfall“, dem 6. Band der Reihe „Deadpool“, einige neue Scheibchen präsentiert.
Bekanntlich haben Deadpool und seine Frau Probleme mit Graf Dracula und seinen Schergen. Während also Preston, gemeinsam mit einigen Kollegen von S.H.I.E.L.D. auf der Suche nach Beweisen dafür ist, dass Deadpools Tochter wirklich von ihm stammt, unternimmt der Söldner mit der großen Schnauze einen genialen Schachzug. Da ihm die Alison Blair der Gegenwart einen Korb gibt – in Wirklichkeit ist sie Mystique – macht er das, was ihm am naheliegendsten erscheint. Er reist einfach in die 70er und rekrutiert dort die Disco-Version von Dazzler, die ihn für ein Mitglied der Fantastischen Vier hält. Kein Vampir kann das dynamische Duo Deadpool und Dazzler aufhalten. Doch die wirklichen Probleme beginnen, als ein übermotivierter Schurke droht, Deadpools Tochter Ellie zu ermorden, und er persönlich eingreifen muss. Denn da gibt es immer noch einen sehr dunklen Punkt in seiner Vergangenheit, von dem er nicht einmal selbst weiß. Und auch dieser hat mit Familie zu tun...
Es gibt Comics, bei denen guter Zeichenstil noch eine Draufgabe wäre und Deadpool gehört dazu. Daher der Negativpunkt zuerst. Die Illustrationen in Band 6 der Reihe sind nicht allzu schön anzusehen. Die Geschichten haben allerdings eine perfekte Balance. Da ist einerseits eine reine Spaßgeschichte, in der Deadpool mit Dazzler aus der Vergangenheit Vampire meuchelt, eine halblustige Geschichte, in der Deadpool erstmals physisch für seine Tochter da sein muss und eine dritte Handlung, die eigentlich nur eine Erinnerung darstellt. Und genau in dieser wird wieder einmal klar, wie sehr man mit Wade Wilsons Gehirn herumgespielt haben muss. Gerry Duggan und Brian Posehn haben hier gelungen eine Gratwanderung fortgeführt, in der man nicht nur etwas zu lachen bekommt, sondern auch etwas zum Nachdenken. Für Deadpool-Fans ist „Sündenfall“ ein Werk, bei dem man unbedingt zugreifen sollte.
„Sündenfall“ ist Band 6 der aktuellen Deadpool-Reihe, in dem Satire, Groteske und ernste Handlung miteinander verwoben werden. So gibt es sowohl etwas zu lachen als auch ein Schockerlebnis für den Leser. Obwohl die Illustrationen unterdurchschnittlich sind, kann man das Werk wahren Deadpool-Kennern trotzdem als Pflichtkauf ans Herz legen. Nur schade, dass man auf eine Deadpool & Dazzler-Covergalerie verzichtet hat.
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