Osten Ard

Brüder des Windes

von Tad Williams
Rezension von Stefan Cernohuby | 16. August 2022

Brüder des Windes

Wenn ein Autor nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern eine ganze Saga schreibt, gibt es unweigerlich Referenzen zu anderen Ereignissen, die sich abseits der Handlung zugetragen haben. In vielen Fällen bleibt es dabei, man stellt sich beim Lesen Fragen, die aber nie beantwortet werden. Tad Williams hat nun mit „Brüder des Windes“ die Geschichte eines Brüderpaars aufgegriffen, das in der Welt von „Osten Ard“ eine wichtige Rolle spielt. Aber kann das Prequel überzeugen, wenn man bereits weiß, wie die beiden enden?

Geschwister können einander ähneln wie Feuer dem Wasser, einander aber trotzdem lieben. So verhält es sich mit den beiden Zida’ya (von den Sterblichen Sithi genannt) Hakatri und Ineluki. Der besonnene Hakatri und sein hitzköpfiger Bruder unternehmen so gut wie alles gemeinsam und ergänzen einander perfekt. Der eine stürmt los, der andere überredet ihn, doch etwas mehr Vorsicht walten zu lassen. Bis zu einem verhängnisvollen Tag, als der Sterblichenprinz Cormach in ihre Lande kommt, um nach Hilfe zu fragen. Er behauptet, einer der großen Würmer der Vorzeit wäre wiedergekehrt und würde Volk und Vieh vernichten. Denn Ineluki nimmt den Menschen nicht ernst und behauptet großspurig, das Biest erlegen zu wollen. Etwas, was Leben kostet, und nicht nur jene von Menschen. In Wut und Verzweiflung schwört der jüngere Bruder, nicht nach Hause zurückzukehren, ehe der Drache tot ist. Ein Schwur, der schwerwiegende Folgen haben soll, sowohl für ihn als auch seinen Bruder. Erzählt wird der Roman aus der Perspektive von Hakatris Diener und Waffenträger Pamon, der als „Wechselwesen“ eigentlich weit unter den Zida’ya steht, gleichermaßen aber kaum etwas über seine eigene Herkunft weiß.

Ineluki, der spätere Sturmkönig und Hakatri, der brennende Mann, haben auf die Handlung späterer Romane entscheidenden Einfluss, beziehungsweise gibt es sogar eigene Novellen über sie. Das hier vorlegende Werk erzählt, wie zwei einflussreiche, ehrenwerte und einander sehr zugetane Brüder immer weiter von dem abweichen, was für ihr Volk akzeptables Verhalten wäre. Stolz und Versprechen spielen eine entscheidende Rolle und lassen unterschwellig durchklingen, warum die Sithi tatsächlich dem Untergang geweiht sind – unabhängig von den sich schnell ausbreitenden Menschen und ihren wenigen Nachkommen. Als Prequel leidet das Werk ein wenig darunter, dass man bei Kenntnis der anderen Romane natürlich weiß, was den beiden zentralen Charakteren widerfahren muss. Man weiß aber tatsächlich nicht wie. Tad Williams hat um die Ereignisse eine spannende Geschichte gesponnen, bei der man sich wünscht, dass sie nicht so verlaufen würde, wie sie es dann leider tun muss. Wer „Die Saga der großen Schwerter“ und „Der letzte König von Osten Ard“ mag, wird sicherlich auch mit „Brüder des Windes“ seine Freude haben, zumal das Werk eine wichtige Hintergrundgeschichte erklärt.

„Brüder des Windes“ ist ein Prequel zur „Die Saga der großen Schwerter“ von Tad Williams und wie bereits zwei seiner Reihen in der Welt von Osten Ard angesiedelt. Auch wenn der Roman eher nur als Ergänzung für all jene zu sehen ist, welche die Welt und die Geschichten bereits kennen, ist das Buch doch gut geschrieben, spannend und unterhaltsam. Und leider auch etwas traurig – doch das ist hinsichtlich der Charaktere, von denen es handelt, leider unvermeidlich.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    Brothers of the Wind
  • Serie:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    04/2022
  • Umfang:
    368 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783608985030
  • Preis (D):
    24,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gewalt:
  • Gefühl:

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