Der letzte König von Osten Ard

Im dunklen Tal 1

von Tad Williams
Rezension von Stefan Cernohuby | 10. Dezember 2023

Im dunklen Tal 1

Wenn sich die Lebensspanne eines Volkes in Jahrhunderten misst, könnten Menschen daneben beinahe wie Eintagsfliegen erscheinen. Tad Williams erzählt seine Geschichten, welche die Gestalt von sehr ausführlichen Romanen annehmen, jedoch meist aus der Perspektive der Menschen. Das hat zur Folge, dass auch der letzte Teil der Reihe „Der letzte König von Osten Ard“ auf zwei Bände aufgeteilt wurde, von welchen der erste den Titel „Im dunklen Tal“ trägt.

Viel ist geschehen, seit Simon und Miriamel gemeinsam durch die Länder zogen und schlussendlich das Königspaar von Osten Ard wurden. Und gerade in der letzten Zeit scheint alles in die Brüche zu gehen. Prinz Morgan wird vermisst und nun scheint auch noch Simons Frau bei einem Anschlag ums Leben gekommen zu sein. Während er in Trauer versinkt, versuchen seine engsten Freunde ihn am Leben zu erhalten und gleichzeitig Verrat im Palast aufzudecken.
Miriamel ist dem Attentat tatsächlich entkommen, wurde aber von einem mutmaßlich verrückten Mann eingesperrt, der Pläne mit der Königin hat, die keineswegs umsetzbar sind. Das hält ihn trotzdem nicht davon ab, es zu versuchen, während sie versucht, der Gefangenschaft zu entkommen.
Prinz Morgan ist tatsächlich mitten unter Feinden gestrandet und die Opfermutige Nezeru wird zu einer widerwilligen Reisegefährtin. Nachdem sie eigentlich nur einen möglichst guten Tod erreichen will, würde er lieber am Leben bleiben. Langsam kann er sie davon überzeugen, dass das auch für sie Vorteile hätte.
Währenddessen schreiten die Vorbereitungen für einen großen Feldzug der Nornen fort. Deren totkranke Königin hat eine sterbliche Heilerin, die sie am Leben halten soll, bis sie das Ziel ihres Feldzugs erreicht.
Das alles sind verschiedene Handlungsstränge, die sich vermutlich erst in der zweiten Hälfte des Werks wieder miteinander verknüpfen.

Allerdings sollte gleich festgehalten werden, dass die erste Hälfte von „Im dunklen Tal“ mit einem Cliffhanger endet, wie er schlimmer kaum sein könnte. Grund dafür ist einer der wichtigsten Punkte in der aktuellen Handlung. Es ist weniger ein Thema der Erzählung, sondern mehr eines zwischen dem Autor und seiner Leserschaft. Tad Williams hat es gewagt, die jungen Helden seines Frühwerks genauso wie sich selbst und auch die Lesenden altern zu lassen. Dennoch möchte man weiter Geschichten mit den Charakteren lesen. Das muss man nun – mit allen Konsequenzen. Im ersten Teil von „Im dunklen Tal“ werden gewissermaßen alle Charaktere in Stellung gebracht, die voraussichtlich im zweiten Teil aufeinanderprallen werden. Sicher ist schon jetzt, wenn das geschieht, bleibt vermutlich kein Stein auf dem anderen und Osten Ard wird danach ein völlig anderes Gesicht aufweisen. Und dennoch ist der Band für sich lesenswert und wird allen Fans der Reihe, des Autors und auch der Welt zu überzeugen wissen. Es ist schön, festzustellen, dass die Werke von Tad Williams immer noch jene Qualität besitzen, die sie vor 30 Jahren hatten.

„Im dunklen Tal 1“ ist die erste Hälfte des dritten Bandes von „Der letzte König von Osten Ard“ von Tad Williams. Hier beginnen viele Elemente, die sich schon zuvor in Unruhe befunden haben, weiter zu eskalieren. Der zweite Teil wird wohl eine der größten Konfrontationen in der Geschichte von Williams Romanen beinhalten. Was aber gleichzeitig nicht bedeutet, dass der erste Teil keine überraschenden Elemente enthält. Es ist ein Werk, bei dem man bedenkenlos zugreifen kann und genau das erhält, was man erwartet. Und vielleicht sogar mehr.

Details

Bewertung

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