Das Geheimnis der Großen Schwerter
Der Engelsturm
von Tad Williams
Rezension von Stefan Cernohuby
| 02. April 2011
Das Ende eines großen Epos lässt zumeist kein Auge trocken. Unter großen Verlusten schaffen es die Helden, den scheinbar übermächtigen Gegner am Ende in die Knie zu zwingen. Dabei haben sie das Überraschungselement auf ihrer Seite, denn der Oberschurke macht bestimmt einen Fehler aus der Liste der 99 unverzeihlichen Schnitzer aller Bösewichte. Oder etwa doch nicht? Wir wollen daher Tad Willams´ letzem Band au der Reihe "Das Geheimnis der großen Schwerter" mit dem Titel "Der Engelsturm" näher in Augenschein nehmen.
Seoman "Simon" Schneelocke ist erneut auf einer Reise. Diesmal geht es allerdings ins Ungewisse, weil Prinzessin Miriamel sich bei Nacht und Nebel davonstehlen wollte und er sie dabei überrascht und genötigt hat, ihn mitzunehmen. Derweil verfolgen alle anderen ihre eigenen Pläne. Prinz Josua möchte die unterschiedlichen Völker einen, um gemeinsam gegen seinen Bruder Elias vorzugehen. Dabei lautet ihr letztes Ziel aber immer noch, alle drei großen Schwerter an einen Ort zu bringen und danach den finsteren Sturmkönig zu vernichten. Während nun der uralte Held Camaris noch einmal in die Schlacht zieht, um für das Gute zu kämpfen, sind andere nur danach bestrebt zu überleben. Vor allem die Untertanen von Elias erleiden unmenschliches. Sein Zauberer Pryrates hat längst jede Menschlichkeit verloren und spielt mit Menschenleben und -körpern wie andere mit Spielzeug im Sandkasten. Was aber immer mehr zu Tage kommt ist, dass Simon längst erwachsen geworden ist, auch große Helden ihre Geheimnisse haben und es mehr Doppelagenten in den Reihen "der Guten" gibt, als man vielleicht angenommen hat. Bis zum Ende des Romans bleiben die wahren Pläne der Schurken unbekannt. Aber ist das genug um zu triumphieren? Man kann es erraten... leider nicht.
Tad Williams ist im Schlussband seiner ersten großen Saga neue Wege gegangen. So ist nicht bereits seit geraumer Zeit - idealerweise dem ersten Band - bekannt, worauf die Handlung am Schluss hinausläuft. Nein, es gibt am Ende immer noch eine Überraschung. Dabei zeigt der Autor auch, dass er letztendlich keine Skrupel hat, auch lieb gewonnene Charaktere sterben zu lassen. Nicht alle dürfen den Heldentod wählen, manche siechen auch verwundet auf dem Krankenbett dahin. Interessant ist auch die Möglichkeit, das Gute einfach für böse Zwecke zu verwenden. Das einzige Manko des Bands ist leider, dass zwischen dem Aufbruch der Unterschiedlichen Charaktere in diverse Richtungen bis zum finalen Zusammentreffen am titelsgebenden Engelsturm leider viel Zeit vergeht, in der nicht allzu viel relevantes passiert. Ja, natürlich werden die einzelnen Personen durch diese Passagen besser dargestellt, viel Vergangenes wird aufgerollt und auch stilistisch ist der Text hervorragend. Trotzdem hätte man gut und gern die Hälfte der über 800 Seiten ersatzlos streichen können, um den gleichen Effekt zu erzielen. Das gehört zwar einfach zu den Aspekten, die man bei Romanen von Tad Williams berücksichtigen und akzeptieren muss, unsere Endbewertung wird dadurch allerdings trotzdem ein wenig gemindert.
Der Engelsturm" ist der vierte und letzte Band der Reihe "Das Geheimnis der großen Schwerter", aus der Feder von Tad Williams. Der Schlussband seiner ersten großen Saga kann zwar einerseits positiv mit überraschenden Passagen aufwarten, hat aber auf der anderen Seite ein dickes Minus vorzuweisen. Zwischen Beginn und großem Finale gibt es viel Raum, der sich eher weniger relevanten Ereignissen widmet. Wer straff durchgezogene Handlung bevorzugt ist daher mit diesem Werk an eine denkbar falsche Adresse geraten. Allen, denen der Schreibstil des Autors schon bekannt ist, wird das Buch aber dennoch zusagen. Denn schließlich ist es sehr gut gelungen, nur etwas langatmig.
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