Bobby Dollar

Die dunklen Gassen des Himmels

von Tad Williams
Rezension von Stefan Cernohuby | 15. September 2013

Die dunklen Gassen des Himmels

Wo Licht ist, muss auch Schatten sein, so sagt man. Aber ist das tatsächlich so? In einer Stadt des Lichts, in der Glückseligkeit und das Gute herrschen, soll es Dunkelheit geben? Scheint so, geht man nach dem Titel des neuen Romans von Tad Williams, denn dieser trägt den Namen "Die dunklen Gassen des Himmels". Wer sich in jene vorwagen muss, das wollten wir uns näher ansehen.

Bobby Dollar ist jetzt nicht unbedingt der Name, hinter dem man einen Engel vermutet. Tatsächlich ist es auch nicht der Engelsname des Protagonisten, aber jener unter den man ihn auf der Erde kennt. Denn Doloriel ist er nur für seine Klienten. Und seine Klienten sind frisch verschiedene Erdenbürger. Bobby Dollar ist Anwalt. Er hat den Auftrag, Seelen Verstorbener für den Himmel zu gewinnen. Seine Gegner sind dabei wahrhaftig Anwälte der Hölle, so seltsam das auch klingt. Als sein Freund Sam einen Fall verteidigt und er dabei auf dessen Azubi Clarence ein Auge haben soll, läuft abgesehen vom übereifrigen Enthusiasmus desselben alles gut. Zwar ist da Auftauchen einer ranghohen Gräfin der Hölle etwas seltsam, aber das war es auch schon. Danach soll sich Dollar um einen eigenen Fall kümmern, doch etwas Entscheidendes fehlt: die Seele des Toten. Als kurz darauf der vorangegangene Ankläger auf grausamste Weise zu Tode kommt, ist Bobby Dollar plötzlich in einen Fall verwickelt, der verworrener nicht sein könnte. Während hohe Tiere von beiden Seiten unmittelbares Interesse zeigen, er selbst ein Artefakt der Hölle gestohlen haben soll und sich letztlich gar nicht mehr sicher ist, ob ihn der Himmel überhaupt beschützen möchte, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei gibt es nicht nur einige (pikante!) Zusammenstöße mit der bereits erwähnten Gräfin, sondern auch eine schockierende Entdeckung, die das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle für immer erschüttern könnte.

Tad Williams ist bekannt dafür, Geschichten zu schreiben, die selten in einem Band Platz haben. So ist es nicht verwunderlich, dass "Die dunklen Gassen des Himmels" bereits als erster Band der "Bobby Dollar"-Trilogie angekündigt wurden. Dieser hat allerdings ein wenig Startschwierigkeiten. So kommt die Handlung auf den ersten 50 Seiten nur gemächlich in Gang. Danach geht es allerdings ziemlich schnell ziemlich rund. Ein wenig verwundert könnte man vielleicht darüber sein, dass der Autor seine erotischen Fantasien ziemlich stark einbringt, was man von ihm nicht unbedingt gewohnt ist. Davon aber einmal abgesehen ist die Geschichte unterhaltsam, actionreich und sehr spannend. Wer sich gerne mit himmlischer und höllischer Thematik auseinandersetzt, beziehungsweise mit einer weiteren Möglichkeit der Interpretation christlicher Inhalte, kann gerne zu diesem Buch greifen. Für streng gläubige Christen (und auch Angehörige anderer Religionen) ist das Werk jedoch nicht empfehlenswert. Zu viel wird uminterpretiert, in Frage gestellt und durch die Taten der Charaktere zum Teil als Gegenstandslos deklariert. Als Kenner oder Fan von Tad Williams hat man hier jedoch wieder einen weiteren Happen Literatur, der Lust auf die weiteren angekündigten Bände der Reihe macht.

"Die dunklen Gassen des Himmels" ist der erste Band einer neuen Trilogie von "Otherland"-Autor Tad Williams, der sich einem Engelsanwalt widmet. Nach einem etwas verhaltenen Start gibt es Abenteuer mit pikanten Noten, etlichen Überraschungen und interessante Perspektiven für die weiteren Bände. Man darf gespannt sein, wie diese Geschichte fortgesetzt wird.

Details

  • Autor*in:
  • Serie:
  • Band:
    1
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2014
  • Umfang:
    572 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3608938346
  • ISBN 13:
    9783608938340
  • Preis (D):
    22,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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