Fables

1001 schneeweiße Nächte

von Bill Willingham
Rezension von Stefan Cernohuby | 08. Februar 2016

1001 schneeweiße Nächte

Es gibt Geschichten, die erzählt man mutmaßlich bereits seit Anbeginn der Zeit. Zumindest kommt es einem so vor, wenn man Märchen hört, die schon alt waren als die eigenen Großeltern noch jung waren. Doch auch ein Märchen muss irgendwo herkommen. Und wenn es um die Reihe „Fables“ geht, kann es schon sein, dass ein Märchen gewissermaßen ein weiteres Märchen erschafft. Davon handelt der Band „1001 schneeweiße Nächte“.

Lange vor den Ereignissen der Bände der originalen „Fables“-Reihe gibt es vielerlei Geschichten zu erzählen. Und manche Geschichten bringen noch weitere Geschichten hervor. Snow White versucht in einer solchen als Repräsentantin von Fabletown andere Reiche von der Gefahr des Feindes zu überzeugen, der sie alle zu überrennen droht. Doch zuerst lässt man Snow nicht zum Sultan vor, als man es jedoch tut, versteht sie, in eine Falle getappt zu sein. Denn nur jene Frauen, die eine Nacht mit dem Sultan verbringen sollen, werden vorgelassen – nur um am nächsten Morgen dem Henker übergeben zu werden. So greift Snow – selbst an Adel und die bessere Gesellschaft gewöhnt – zum einzigen Ausweg, den sie hat. Sie erzählt dem Sultan von sich selbst und dem Beginn ihrer Abenteuer. Da sie das Ende offenlässt, bleibt sie für den Tag am Leben, nur um danach eine weitere Geschichte erzählen zu müssen.
Sie spricht über eine junge Frau, sieben Zwerge und einen Prinzen. Sie spricht über den kleinsten Wolf aus einem Rudel aus Monstern und über eine alte Hexe und ihren Weg zur Macht. Und unbewusst liefert sie die Vorlage für eine Prinzessin, die ebenfalls gerne am Leben bleiben möchte...

Um die Vorgeschichten von Charakteren einer großen Saga zu erzählen kann man ganz unterschiedlich vorgehen. Mann kann die Geschichten einfach erzählen oder sie fantasievoll in einen ganz anderen Plot einbinden. Und zumindest letzteres ist im Fall von „1001 schneeweiße Nächte“ sehr gut gelungen. Auch die ersten Geschichten fesseln den Leser und lassen ihn in längst vergangene Ereignisse eintauchen, die trotzdem wichtig für die Entwicklung der Fables-Storyline waren. Leider sind die späteren Geschichten im Band nicht mehr ganz so herausragend geworden, was den Zauber des Anfangseindrucks ein wenig dämpft. Aber trotz allem ist das Werk gut gelungen. Fans der Reihe von Bill Willingham, dessen regulärer Gegenpart Mark Buckingham in diesem Fall nicht beteiligt war, können trotzdem beruhigt zugreifen. Denn auch wenn es sich nicht um den besten „Fables“-Band handelt, ist das Ergebnis immer noch sehr gut.

„1001 schneeweiße Nächte“ ist nicht nur eine Neuinterpretation der bekannten ähnlichnamigen Märchen, sondern eine Art Prolog zu einigen wichtigen Charakteren aus „Fables“. Kenner der Serie sollten unbedingt zugreifen. Für Quereinsteiger ist der Band allerdings nicht so geeignet, da er bereits einiges Vorwissen voraussetzt.

Details

Bewertung

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