Das Geheimnis der Großen Schwerter
Der Drachenbeinthron
von Tad Williams
Rezension von Stefan Cernohuby
| 24. August 2010
Viele Autoren und Leser unterhalten sich gerne über große Epen, die man unbedingt einmal gelesen haben sollte. Besonders im Bereich Fantasy gehen die Meinungen stark auseinander, bei welchen Sagas es sich um Pflichtlektüre und bei welchen um Schund handelt. Ungeachtet solcher Diskussionen wird Tad Williams Frühwerk "Der Drachenbeinthron" nebst der zugehörigen Reihe von Klett-Cotta aktuell neu aufgelegt.
Der junge Simon lebt bei einer der Küchenfrauen im Hochhorst, einer der ältesten Festungen im Lande Osten Ard. Immer mit dem Kopf in den Wolken und mit allen anderen Dingen beschäftigt als seiner Arbeit, wird er immer nur "Simon Mondkalb" genannt. Doch die Langeweile hat ein Ende, als er Assistent von Doktor Morgenes wird, einem zerstreuten aber sehr gelehrten Mann. Dieser bindet ihn nicht nur in seine seltsamen Experimente ein, er bringt ihm auch Lesen und Schreiben bei. Als eines Tages der uralte König Johan stirbt, übernimmt sein Sohn Elias die Macht. Doch von einem fragwürdigen Magier und Priester namens Pryrates beraten, erhöht er die Steuern und führt das geeinte Reich auch sonst auf einen gefährlichen Kurs. Kurz nachdem Josua, der Bruder des Königs, verschwunden ist, entdeckt ihn Simon in einem verborgenen Verlies. Nach dessen Befreiung, dem Tod des Doktors und einer überstürzten Flucht, gehen Simons Abenteuer erst richtig los. Er zieht mit einem Troll durch die Lande, rettet einem (elfenähnlichen) Sithi das Leben, nimmt einen Platz zwischen Königen und Fürsten ein und findet nicht zuletzt ein legendäres Schwert. Ein unglaublicher Werdegang für jemanden, über den sich zu Beginn jeder lustig macht. Doch leider wird es bei diesen Heldentaten nicht bleiben, denn durch einen unheiligen Pakt wird einer der ältesten Feinde der Menschheit wieder entfesselt - der Sturmkönig.
Der kalifornische Autor Tad Williams hat eine Vorliebe für komplexe Handlungen, die erst langsam an Fahrt aufnehmen. Jeder, der sein Epos "Otherland" gelesen hat, kann sich hier auf ähnliches einstellen, auch wenn das Genre naturgemäß völlig anders angelegt ist. Für den Hintergrund des Landes Osten Ard hat Williams sich verschiedenen Mythologien bedient. So findet man im vorliegenden Werk sowohl Elemente aus dem christlichen als auch aus dem nordischen Glauben. Viele werden wohl auch bemerken (wollen), dass es gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Inhalt des Romans und dem "Herrn der Ringe" geben mag - wie bei so ziemlich jedem Fantasywerk. Allerdings ist es dem Autor hervorragend gelungen, bewährte Elemente, klassische Mythologien und seine eigenen Vorstellungen miteinander zu verweben. Das Ergebnis ist ein Fantasyroman, der zu Beginn (also etwa auf den ersten 300 Seiten) mehr als nur ein wenig langatmig ist, danach aber umso spannender wird. So bleibt dem Leser nichts anderes übrig, als sich durch jene Passagen durchzukämpfen. Denn ihre Bedeutung wird erst später wirklich bewusst und entfaltet sich erst über die kompletten knapp 1000 Seiten. Trotzdem kann das Werk jedem Liebhaber guter Fantasy nur ans Herz gelegt werden. Wer "Der Drachenbeinthron" nicht gelesen hat, hat definitiv einen wichtigen Teil der Fantasyliteratur verpasst.
Tad Williams Roman "Der Drachenbeinthron" ist der erste Band der Reihe "Das Geheimnis großen Schwerter", die aktuell bei Klett-Cotta neu aufgelegt wird. Obwohl das Werk an einigen Stellen definitiv ein wenig langatmig ist, kann die Erzählung trotzdem durch ihre Qualität und Komplexität überzeugen. Jeder, der sich gerne mit dem Genre Fantasy auseinandersetzt, sollte unbedingt auch "Der Drachenbeinthron" gelesen haben.
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