Harley Quinn

Harley Quinn - Ring frei für Harley!

von Sam Humphries, Sami Basri, Abel, Mark Russell
Rezension von Gabriel Zupcan | 22. Dezember 2020

Harley Quinn - Ring frei für Harley!

Das Ende naht. Sowohl das Jahresende, als auch das Ende er aktuellen Harley Quinn-Serie. Wird die Clownprinzessin des Chaotisch-Guten einen Abgang mit „BANG!“ und Kettensägen feiern? Man sollte seine rote Nase darauf verwetten, doch es kommt alles ganz anders…

Harleys Abgang wird mit einem dicken Endband Nummer 12 zelebriert. Über 250 dicke Seiten bringt der Wälzer auf die Waage und man bekommt ganz schön viel Clown für sein Geld. Neben einigen One-Shots, die sich mit der Feiertagssaison beschäftigen, findet man hier die fünfteilige Erzählung „Kalifornien oder Tod“, die den (derzeitigen) Abschluss der Harley Quinn-Serie in der Kontinuität, die von Conner & Palmiotti gestartet wurde, darstellt. Doch eins nach dem anderen.
Eröffnet wird Harley 12 mit – man möchte sagen – dem geheimen Star in dieser Ausgabe. Eine herrlich hanebüchene Geschichte, die dennoch nicht ohne Spannung und offensichtlich „subtil“ (im Sinne des Harleyschen Holzhammers) verpackter Sozialkritik daherkommt. Wie man es geschafft hat eine Rachegeschichte rund um Karikaturen der Maskottchen des McDonald’s Fast Food-Imperiums zu schreiben, ohne lächerlich zu wirken … nun, Verzeihung, nein, es IST lächerlich, das jedoch zum im tiefsten Maße positiven Sinn! Die Rachestory rund um Burger-Politiker und toughe Clowns ist all das was Harley Quinn über die Jahre ausgemacht hat. Nach diesem Trip besucht Harley ein letztes Mal ihre Familie zu Thanksgiving. Ab da gibt wieder die im letzten Band aufgenommene Storyline rund um den Tod ihrer Mutter die Laufrichtung an und verlässt uns bis zum Ende des Bandes nicht. Zwischen all den Witzeleien (unter anderem mischt Harley ein Weihnachts-Ferienressort auf, in dem man zwanghaft fröhlich sein muss), taucht immer wieder eine melancholische Stelle auf. Harley ist oftmals so gar nicht nach Lachen zumute, wenn sie an ihre Mum denkt.

Die zentrale Geschichte „Kalifornien oder Tod“ ist von Autor Sam Humphries wohl als Hommage an die großen „Noir“-Krimis aus L.A. gedacht. Selbstverständlich spielt die Handlung in L.A. und beginnt mit Harley als Teilnehmerin in einer Wrestling Show. Derart absurd ist Harleys Welt, dass Wrestling hier nicht Fake ist, sondern realer Kampfsport. Harley hat eine Partnerin, die ihre beste Freundin ist – und diese wird ermordet. Zusammen mit Booster Gold, dem Superhelden aus der Zukunft, fängt sie an das mysteriöse Puzzle rund um den Tod ihrer Freundin zusammenzusetzen.
Man muss zugeben: die Geschichte ist durchaus spannend und sie unterhält. Die Satire auf das Wrestling-Business ist beinahe schon zahm zu nennen, da hätte man noch mehr rausholen können. Dafür bekommen andere kontemporäre Erscheinungen ihrFett weg: Trollfabriken, Rechtsextreme, esoterische Kulte und übermächtige Grundstücksspekulanten werden scharf auf die Schippe genommen. Insbesondere bei letzterem scheint die Grundthematik durch: „Chinatown“ war hier wohl das große Vorbild. Einige Elemente wirken bei der letzten großen Harley-Story etwas aufgesetzt. Woher kommt wieder die plötzliche neue beste Freundin, die die Freundlichkeit hat sich ermorden zu lassen? Wieso ist auf einmal Booster Gold Harleys Sidekick und Love Interest (auch wenn sie zugegeben schön miteinander harmonieren)? Es wäre vielleicht interessanter gewesen hier einige lose Handlungsfäden aus der Vergangenheit aufzugreifen. So wirkt die Geschichte etwas losgelöst vom sonstigen Geschehen der Serie. Das Ende hingegen ist, ohne spoilern zu wollen, dennoch ziemlich cool geworden. Bei zusammensetzen des Puzzles hat Humphries seine Hausaufgaben gemacht. Die Rolle die er Harley hier gibt wirkt ungewohnt und die Titelheldin so verletzlich und emotional erschüttert wie sonst eigentlich nie. Am Ende müssen wir alle mit unserer Trauer und unseren Dämonen klarkommen. Auch wenn wir unbesiegbare Anarchoclowns mit der Lizenz zum Zerstören sind. Im epiloghaften Geburtstagsroast „Alles Gute Harley“ darf sich Harley zum Ende verabschieden und von diversen Gastzeichnern auf die bewährte „Jeder bekommt zwei Panels“-Art rösten lassen. Das ist schön.

Kein typischer Abschluss erwartet den Leser am Ende der Quinnschen Saga. Zum finalen Abgesang sollte man melancholische Saxophontöne auflegen, bevor alles in die Luft gesprengt wird. Nicht bombastisch wie am Cover, aber versöhnlich gibt sich der finale Teil der Serie. Auf ein Neues!

Details

Bewertung

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