Harley Quinn

Harte Therapie

von Amanda Conner, Jimmy Palmiotti
Rezension von Gabriel Zupcan | 18. Februar 2015

Harte Therapie

Was haben ein Holzhammer namens Beatrice, ein mit schweren Waffen bestückter Elektroroller und die Brooklyn-Assassinen-Gilde gemeinsam? Hallo, McFly? Aufmerksamkeitsspanne zu Null tendierend? Sie spielen natürlich alle eine Rolle in Harley Quinn #2!

Der deutsche Sammelband Nr. 2 beinhaltet die US-Hefte #4-7 und folgt Harleys Abenteuern in ihrer neuen Wohngegend von Coney Island. In der ersten Geschichte muß Dr. Quinzel ihrem Daytime-Job als Psychologin in einem Seniorenwohnheim nachgehen. So gut getarnt, dass Clark Kent neidisch wäre, geht sie mit blonder Perücke und überschminkter porzellanweißer Hautfarbe enthusiastisch an ihre Aufgabe heran. Zu enthusiastisch, wie sich schon sehr bald herausstellt und der nicht unbedarfte Leser ohnehin vermutet. Ob es die durchschnittlichen Vorstadt-Spießer hier tatsächlich verdient haben von Dr. Quinn drangsaliert und misshandelt zu werden muss jeder Leser für sich entscheiden. Ich für meinen Teil habe ihr in diesem Fall einen der zahllosen, möglicherweise unterbeschäftigten DCU-Vigilanten an den Hals gewünscht. Das Highlight: eine köstliche Star Wars-Parodie. Solche Momente halten einen bei Harley Quinn auch bei schwächeren Geschichten bei der Stange.
Die nächsten beiden Geschichten beinhalten eine Doppelfolge. Im Altenheim sitzt auch ein gewisser Sy Borgman ein, ehemals im Kalten Krieg bekannt als "Syborg" (keinesfalls zu verwechseln mit Victor "Cyborg" Stone!). Der klapprige Elektrorolli-Fahrer mit Cyberimplantaten will mit einer Kabale an ehemaligen KGB-Agenten abrechnen, denen er den Verlust von diversen Körperteilen zuschreiben muß. Diese Jagd auf "Roter Oktobär" beinhaltet alles, was Harley Quinn sein sollte. Die Bösewichte sprechen mit miesen russischen Akzenten (die in der Übersetzung wirklich gut gelungen sind!), schlagen Bären mit der bloßen Faust ins Gesicht und beschweren sich über das dünne Ostblock-Toilettenpapier. Aber auch Mr. Syborg erweist sich als jiddelndes New Yorker Klischee par excellence und könnte der verschollene Vater von Nanny Fine sein. Wird etwas erreicht, wie etwa die Vereitelung eines bösen Masterplans? Selbstverständlich nicht, aber man wird dabei ausgezeichnet unterhalten.
Die letzte Geschichte bringt uns wieder einen Besuch von Harleys bester Freundin, Dr. Pamela Isley, besser bekannt als militante Botanikerin Poison Ivy. Da nach wie vor unbedarfte Möchtegern-Meuchler auftauchen um Harley um die Ecke zu bringen, was selbstverständlich nach wie vor mühelos verhindert wird, entschließen sich die beiden Damen der Sache endlich nachzugehen und herauszufinden wieso die Killer es auf Harley abgesehen haben. Die Auflösung wollen wir hier nicht spoilern, aber sie ist etwas langweilig und dämpft den guten Eindruck des Bands. Der Showdown zeichnet sich auch als wenig spektakulär aus, etwas was sich eine Serie wie Harley Quinn nicht unbedingt leisten kann.

Der Comic glänzt nach wie vor durch herrliches Artwork das seinesgleichen sucht. Chad Hardin und Stephane Roux versuchen einen gleichartigen Zeichenstil zu verwenden, so dass man die Übergänge fast gar nicht mitbekommt. Die Abwechslung bei den Geschichten ist vorhanden, die Gags zünden mal besser, mal weniger. Harley ist immer noch nicht die DC-Version von Deadpool (wobei auch sinnlos wäre, diesen einfach zu kopieren), aber die Agentenjagd-Doppelfolge kann man unbedingt an Fans des trashig-blutigen Nonsens empfehlen. Die höhere Wertung verhindert die durchschnittliche Einstiegsstory und die wenig beeindruckende Auflösung der seit Beginn aufgebauten Killerhatz.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
  • Illustration:

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