Colorado Kid

von Stephen King
Rezension von Stefan Cernohuby | 28. Mai 2009

Colorado Kid

Viele Autoren begeistern sich insgeheim für andere Genres, in denen sie selbst gewöhnlich nicht tätig sind. So ist es kein Wunder, wenn selbige sich nach vielen erfolgreichen Romanen auch einmal an ihren Lieblingsgenres versuchen. Im Falle von Stephen King handelt es sich um ein gewiss mehr als nur latentes Interesse an der Kriminalliteratur, das er in seinem Kurzroman "Colorado Kid" zu Papier bringt. Man darf gespannt sein.

Stephanie McCann, eine 22jährige Universitätsabsolventin macht ihr Praktikum bei einer kleinen Lokalzeitung, dem "Weekly Islander". Dieser besteht derzeit nur aus dem 65jährigen Chefredakteur Dave Bowie und dem mittlerweile 90jährigen Gründer der Zeitung Vince Teague. Während der täglichen Arbeit und mitten im Gespräch über das Erzählen von besonderen Geschichten, erzählen die beiden ihrer jungen Praktikantin von einer Geschichte, die ihr Leben verändert hat. Denn vor nunmehr 25 Jahren wurde die Leiche eines unbekannten Mannes gefunden, der überhaupt nichts bei sich trug, weswegen er mangels anderer Hinweise "Colorado Kid" genannt wurde. Nachdem die Polizei nicht in der Lage war viel herauszufinden, nahmen die beiden Journalisten selbst die Arbeit auf. Abenteuerliche Schlussfolgerungen, ungelöste Rätsel und vor allem das relativ offene Ende der damaligen Geschichte machen den Rest des Romans auf, der sich vor allem dem detektivischen Können der Journalisten widmet. Diese lassen Stephanie ihre eigenen Schlüsse ziehen, was sichtlich eine Art Aufnahmeprüfung darstellt. Doch was führen die beiden alten Herren im Schilde?

Stephen King ist - das kann man aus dem Roman erkennen - sichtlich begeistert von Recherchen, Nachforschungen und dem Ziehen von logischen Schlüssen. Dies führt zwar nicht zwangläufig zu einem Kriminalfall, aber in diesem Buch sehr wohl. So ist es durchaus amüsant zu lesen, wie die beiden alternden (beziehungsweise alten) Journalisten erzählen, wie sie einst alle Register ihres Könnens ausgespielt haben. Dennoch passiert sonst im gesamten Buch nichts. Nicht wenig oder irgendetwas eher schleppend, sondern nichts. Auch das Ende ist nicht befriedigend, da längst nicht alle Fragen beantwortet werden - was zugegebenermaßen Absicht von Seiten des Autors ist. Aber die Nachforschungen und die detaillierten Beschreibungen vermögen den Leser allein nicht zu begeistern. So ist das gerade einmal 159 Seiten lange Buch zwar schnell ausgelesen, aber ebenso schnell wird es wieder zur Seite gelegt und beinahe so schnell wieder vergessen. Schade, hier hätte Stephen King definitiv mehr aus der Geschichte herausholen können. Daher kann das Buch leider nicht wirklich überzeugen und nur weil die Erzählung von Stephen King stammt und man weiß, was er mit ihr bezweckt hat - nämlich eine Hommage an die guten alten Zeiten des Kriminalromans auszubringen -, fällt die Bewertung noch relativ positiv aus.

"Colorado Kid" von Stephen King ist ein eher ungewöhnlicher Kriminalroman. Vor allem daher, weil zwar die Methodik von Ermittlungen angerissen und verfolgt wird, jedoch im gesamten Buch nicht wirklich Spannung aufkommt. Daher kann das Buch insgesamt nur als durchschnittlich bezeichnet werden - und das auch nur, weil es von Stephen King geschrieben wurde, der offensichtlich einmal seine Begeisterung für Krimis ausleben wollte, was ihm nicht ganz so gelungen ist.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    05/2009
  • Umfang:
    159 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3453433963
  • ISBN 13:
    9783453433960
  • Preis (D):
    7,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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