Fairy Tale

von Stephen King
Rezension von Stefan Cernohuby | 31. Oktober 2022

Fairy Tale

Betrachtet man die Hauptwerke verschiedener Schriftsteller über die letzten Jahrhunderte, handelt es sich meist um einige, wenige Werke, auf die sie ihren Erfolg begründen. Stephen King hingegen hat in fast 50 Jahren über 60 Romane publiziert, die zum überwiegenden Teil Bestsellerstatus erreicht haben. So ist es immer noch ein Ereignis, wenn der mittlerweile 75jähre Autor einen neuen Roman veröffentlicht. „Fairy Tale“ ist da keine Ausnahme.

Es ist ein Hund, der dem Jugendlichen Charlie Reade ermöglicht, das Leben eines verschrobenen Einzelgängers in der Nachbarschaft zu retten. Denn die alte Hündin Radar bellt so laut, dass Charlie den bei der Hausarbeit verunglückten Mr. Bowditch auf dessen Veranda findet. Obwohl der alte Griesgram wenig tut, um ihn zu mögen, fühlt sich Charlie für ihn und die alte Hündin verantwortlich und beginnt, sich um beide zu kümmern. Er hat das Gefühl, hier etwas gutmachen zu können, wo er sich in der Vergangenheit etwas vorzuwerfen hat. Das geht zwar zulasten seiner Sportkarriere an der Schule, aber es gelingt ihm, dem alten Mann und seinem Hund das Leben viel leichter zu machen. Einige Punkte bleiben jedoch im Dunkeln, wie zum Beispiel, was sich in Mr. Bowditchs Gartenhütte befindet, warum er so reich ist und was er Charlie für seine guten Taten hinterlassen möchte. Denn dies passiert eines Tages ziemlich unerwartet – und dabei lernt Charlie nicht nur ein völlig anderes Land mit komplett anderen Regeln und Gesetzen kennen, er stellt damit auch das Leben seines Vaters und seiner Freunde komplett auf den Kopf. Schließlich und endlich muss er feststellen, wie leicht es mitunter ist, wenn gute Taten missinterpretiert werden. Er will nur einem alten Hund helfen und plötzlich ist er jemand, der in einer Prophezeiung erwähnt wird. Dabei ist er gar kein Prinz …

Wie keinem anderen Autor gelingt es Stephen King den Leser auf eine völlig normale Handlung einzustimmen. Man genießt bereits die Alltagsbeschreibungen, die Erfahrungen, die Details, die er in die Handlung einbindet und so zu etwas Besonderem macht. Mittlerweile nimmt er sich dabei selbst auf die Schaufel, als zum Beispiel einer von Charlies Freunden den Hund von Mr. Bowditch mit diesem gefährlichen „Cujo“ aus dem Film vergleicht – zu dem Stephen King den Roman beigesteuert hat. Man wünscht sich, dass der Roman so weitergehen würde, obwohl man weiß, dass an irgendeinem Punkt die Abzweigung ins Übernatürliche passieren muss. Tatsächlich nimmt das Buch zwei Wendungen, von denen man zumindest eine nicht zwangsweise vorhersieht. Interessanterweise hat das Buch gerade im Bereich der Darstellung des Übersinnlichen und in den phantastischen Segmenten einige Längen. Doch gleichzeitig findet man einige Referenzen auf andere Werke, inklusive den Dunklen Turm, was ohnehin wieder vieles gutmacht. Wobei das Kritik auf einem ohnehin sehr hohen Niveau ist, denn King verpasst der Handlung immer so viel Tiefe, dass man ihm – egal in welcher Zeit und an welchem Ort die Handlung angesiedelt ist – diese einfach abnimmt. Und so ist auch „Fairy Tale“ ein gelungenes Werk, bei dem man mach dem Lesen einfach hofft, dass man sich noch auf viele weitere Romane freuen darf.

„Fairy Tale“ ist ein Roman vom Stephen King, der eher in Richtung Fantasy als in Richtung Horror abdriftet, obwohl es natürlich düstere Elemente gibt. Doch schon die Vorgeschichte packt die Lesenden und lässt sie nicht mehr los. Zudem lässt der Erzählstil des Autors über die wenigen Kleinigkeiten hinwegsehen, die das Leseerlebnis vielleicht etwas schmälern könnten. Zusammengefasst kann man für „Fairy Tale“ allen Fans von King und düsterer Fantasy uneingeschränkt empfehlen.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    Fairy Tale
  • Verlag:
  • Erschienen:
    09/2022
  • Umfang:
    880 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    16 Jahre
  • ISBN 13:
    9783453273993
  • Preis (D):
    28,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:

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